Das Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Thema Sprache und Geschlecht ist aus meiner alltäglichen Erlebniswelt entstanden. Es versetzt mich immer wieder in Erstaunen und Ärger, wenn ich in Gesprächssituationen verbales Dominanzverhalten von Männern gegenüber Frauen erlebe. In Gesprächen mit anderen Frauen stellte sich heraus, daß einerseits alle mit entsprechenden Erfahrungen aufwarten konnten und andererseits die Frauen dieses "andere", als typisch männlich bezeichnete, Verhalten negativ beurteilten. So kam ich dazu untersuchen zu wollen, ob ein (Kausal)Zusammenhang zwischen männlichem Geschlecht und verbalem Dominanzgebaren besteht. Für die Bearbeitung präzisierte ich die Problemstellung wie folgt: Ist die Geschlechtszugehörigkeit die Basis für eine sprachliche Differenzierung? Wird durch Geschlechtszugehörigkeit ein geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch bzw. ein geschlechtsspezifisches Sprachverhalten produziert? Gang der Untersuchung: Methodisch gehe ich so vor, dass ich Theorien, die im weitesten Sinn das Phänomen männlicher Gesprächsdominanz behandeln, daraufhin überprüfe, ob aus ihnen eine Bestätigung für den Zusammenhang (die Kausalität) ableitbar ist. Die "Überprüfung" der Theorien erfolgt -ausgehend von der Fragestellung - unter den Begriffen "Persönlichkeitsunterschiede", "Machtunterschiede", "kulturelle Differenzen". Der Aufbau meiner Arbeit ist so konzipiert, dass ich von der Mikroebene, d.h. den innerfamiliären Zusammenhängen des Themenbereiches Geschlecht Sprache Dominanz weitergehe zu den übergeordneten Zusammenhängen, dem Makrobereich. Innerhalb der Kapitel gehe ich von den Theorien zum Konkreten. Den Begriff "Sprache" beziehe ich nur auf gesprochene Sprache; ein Mithineinnehmen des Bereiches der nonverbalen Kommunikation würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Kapitel 2 meiner Arbeit ist eine Einführung in den Themenbereich Sprache und Geschlecht. In Kapitel 3 lege ich die Zusammenhänge zwischen Sozialisation und Sprache dar, d.h. ich betrachte die Erklärungen, die auf Persönlichkeitsunterschiede aufgrund einer geschlechtsspezifischen Sozialisation abheben. In Kapitel 4 gehe ich der Erklärung nach, die auf gesellschaftliche Machtunterschiede abhebt, und Kapitel 5 behandelt mein Thema unter dem kulturellen Aspekt. Zum besseren Verständnis von verbalem Dominanzverhalten hier einige Beispiele aus meiner Erfahrungsbasis, die auch zeigen, dass das Phänomen nicht schichtspezifisch ist: 1) Bei einem Wochenendseminar in der Uni wurde in der Pause von der Professorin, die das Seminar leitete, Kuchen gereicht.. Wenig später besuchte ich einen Wochenendblock geleitet von einem Professor. In der Pause erzählte eine Kommilitonin, die auch bei dem vorgenannten Seminar war, von der Kuchengabe. Der Kommentar des Professors war: "Das habe ich nicht nötig, mein Seminar wird auch ohne Kuchen gut besucht." 2) Wenn ich einem früheren Freund erzählte, was ich Interessantes in der Zeitung gelesen oder im Fernsehen gesehen hatte, leitete er sehr häufig seine Erwiderung mit den Worten: "Ach, Ute..." oder "Ach, Schatz..."ein. 3) Bevor ich anfing zu studieren, war ich Geschäftsführerin Non Food in einem großen Unternehmen. In gleicher Position gab es nur Kollegen. Bei den regelmäßig stattfindenden Besprechungen hatte ich oft Mühe, meinen Redebeitrag ohne Unterbrechung seitens der Kollegen zu Ende zu führen. 4) Anlässlich einer Ortsvereinssitzung referierte eine Parteigenossin über das Thema "Jugendkriminalität". Nach Beendigung des Vortrages meldete sich ein Mann zu Wort und bemängelte, dass sie die Studie von Prof. Dr. X nicht erwähnt hätte. Diese angesprochene Studie stand einen Tag zuvor im "Spiegel" und enthielt lediglich die bereits im Vortrag erwähnten Fakten. 5) Während eines Treffens mit Freunden erzählte eine der anwesenden Frauen sichtlich bewegt von ihren massiven Problemen, die sie z. Zt. mit ihrem 14 jährigen Sohn hat. Die anwesenden Männer reagierten auf erstaunliche Art und Weise: einer der Herren tat das Ganze unter dem Motto:" Wird schon wieder" ab, ein anderer nahm es nicht ernst und meinte: "Was Du immer hast, übertreibst Du nicht?" und die beiden anderen hielten einen Vortrag (Monolog) über das Erziehungswesen und die Psychologie der Elternschaft. 6) Während eines Besuches bei meiner Freundin und ihrem Mann fiel mir auf, dass sie ihm etwas erzählte und er in keiner Weise reagierte. Es war eindeutig, dass sie ihn meinte, und er musste es auch akustisch verstanden haben, aber von ihm kam nicht einmal eine Minimalreaktion. Inhaltsangabe:Einleitung: Das Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Thema Sprache und Geschlecht ist aus meiner alltäglichen Erlebniswelt entstanden. Es versetzt mich immer wieder in Erstaunen und Ärger, wenn ich in Gesprächssituationen verbales Dominanzverhalten von Männern gegenüber Frauen erlebe. In Gesprächen mit anderen Frauen stellte sich heraus, daß einerseits alle mit entsprechenden Erfahrungen aufwarten konnten und andererseits die Frauen dieses "andere", als typisch männlich bezeichnete, Verhalten negativ beurteilten. So kam ich dazu untersuchen zu wollen, ob ein (Kausal)Zusammenhang zwischen männlichem Geschlecht und verbalem Dominanzgebaren besteht. Für die Bearbeitung präzisierte ich die Problemstellung wie folgt: Ist die Geschlechtszugehörigkeit die Basis für eine sprachliche Differenzierung? Wird durch Geschlechtszugehörigkeit ein geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch bzw. ein geschlechtsspezifisches Sprachverhalten produziert? Gang der Untersuchung: Methodisch gehe ich so vor, dass ich Theorien, die im weitesten Sinn das Phänomen männlicher Gesprächsdominanz behandeln, daraufhin überprüfe, ob aus ihnen eine Bestätigung für den Zusammenhang (die Kausalität) ableitbar ist. Die "Überprüfung" der Theorien erfolgt -ausgehend von der Fragestellung - unter den Begriffen "Persönlichkeitsunterschiede", "Machtunterschiede", "kulturelle Differenzen". Der Aufbau meiner Arbeit ist so konzipiert, dass ich von der Mikroebene, d.h. den innerfamiliären Zusammenhängen des Themenbereiches Geschlecht Sprache Dominanz weitergehe zu den übergeordneten Zusammenhängen, dem Makrobereich. Innerhalb der Kapitel gehe ich von den Theorien zum Konkreten. Den Begriff "Sprache" beziehe ich nur auf gesprochene Sprache; ein Mithineinnehmen des Bereiches der nonverbalen Kommunikation würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Kapitel 2 meiner Arbeit ist eine Einführung in den Themenbereich Sprache und Geschlecht. In Kapitel 3 lege ich die Zusammenhänge zwischen Sozialisation und Sprache dar, d.h. ich betrachte die Erklärungen, die auf Persönlichkeitsunterschiede aufgrund einer geschlechtsspezifischen Sozialisation abheben. In Kapitel 4 gehe ich der Erklärung nach, die auf gesellschaftliche Machtunterschiede abhebt, und Kapitel 5 behandelt mein Thema unter dem kulturellen Aspekt. Zum besseren Verständnis von verbalem Dominanzverhalten hier einige Beispiele aus meiner Erfahrungsbasis, die auch zeigen, dass das Phänomen nicht schichtspezifisch ist: 1) Bei einem Wochenendseminar in der Uni wurde in der Pause von der Professorin, die das Seminar leitete, Kuchen gereicht.. Wenig später besuchte ich einen Wochenendblock geleitet von einem Professor. In der Pause erzählte eine Kommilitonin, die auch bei dem vorgenannten Seminar war, von der Kuchengabe. Der Kommentar des Professors war: "Das habe ich nicht nötig, mein Seminar wird auch ohne Kuchen gut besucht." 2) Wenn ich einem früheren Freund erzählte, was ich Interessantes in der Zeitung gelesen oder im Fernsehen gesehen hatte, leitete er sehr häufig seine Erwiderung mit den Worten: "Ach, Ute..." oder "Ach, Schatz..."ein. 3) Bevor ich anfing zu studieren, war ich Geschäftsführerin Non Food in einem großen Unternehmen. In gleicher Position gab es nur Kollegen. Bei den regelmäßig stattfindenden Besprechungen hatte ich oft Mühe, meinen Redebeitrag ohne Unterbrechung seitens der Kollegen zu Ende zu führen. 4) Anlässlich einer Ortsvereinssitzung referierte eine Parteigenossin über das Thema "Jugendkriminalität". Nach Beendigung des Vortrages meldete sich ein Mann zu Wort und bemängelte, dass sie die Studie von Prof. Dr. X nicht erwähnt hätte. Diese angesprochene Studie stand einen Tag zuvor im "Spiegel" und enthielt lediglich die bereits im Vortrag erwähnten Fakten. 5) Während eines Treffens mit Freunden erzählte eine der anwesenden Frauen sichtlich bewegt von ihren massiven Problemen, die sie z. Zt. mit ihrem 14 jährigen Sohn hat. Die anwesenden Männer reagierten auf erstaunliche Art und Weise: einer der Herren tat das Ganze unter dem Motto:" Wird schon wieder" ab, ein anderer nahm es nicht ernst und meinte: "Was Du immer hast, übertreibst Du nicht?" und die beiden anderen hielten einen Vortrag (Monolog) über das Erziehungswesen und die Psychologie der Elternschaft. 6) Während eines Besuches bei meiner Freundin und ihrem Mann fiel mir auf, dass sie ihm etwas erzählte und er in keiner Weise reagierte. Es war eindeutig, dass sie ihn meinte, und er musste es auch akustisch verstanden haben, aber von ihm kam nicht einmal eine Minimalreaktion. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Eine Einführung in die Beziehung von Sprache und Geschlecht4 2.1Vom Wesen der Sprache und ihrem Einfluß auf unser Denken4 2.2Sex und Gender10 2.3Die Feministische Sprachwissenschaft16 3.DieZusammenhängezwischengeschlechtsspezifischer Sozialisation und der Herausbildung geschlechtsspezifischer Kommunikationsmuster24 3.1Spracherwerb25 3.1.1Chomsky und Halliday26 3.1.2Der Einfluß der Geschlechtszugehörigkeit auf den Spracherwerb31 3.2Geschlechtsrollenstereotypen33 3.3Geschlechtsdifferenzierungsmodell von N.Chodorow36 3.4Geschlechtsrollendifferenzierung bei Parsons und Bales40 3.5Sprachliche Sozialisation in den verschiedenen Lebensaltern44 4.Kommunikationsnormen als Instrumente zur Herrschaftssicherung49 4.1Theoretische Überlegungen zum Machtbegriff49 4.2Foucaults Diskurstheorie51 4.3Der (soziale) Wert der Sprache59 4.4Die Nicht-Existenz und Unterordnung der Frau in der Sprache69 4.5Öffentliches Sprechen / Privates Sprechenoder Rationalität versus Emotionalität72 4.6Schweigen77 5.Interkulturelle Kommunikation zwischen den Geschlechtern81 5.1Zum Begriff "Kultur"81 5.2Subkultur Frau/ Subkultur Mann86 6.Resümee91 Literaturverzeichnis97 Anhang Eidesstattliche Versicherung
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