Diese Arbeit verbindet eine theoretische, an ihren Hauptschwierigkeiten orientierte Situationsbeschreibung der Literaturkritik mit einer praktischen Einzelstudie am Beispiel der Rezensionen zu Ransmayrs Roman und bringt sie zu einer Synthese. Bisherige Forschungsbeiträge haben von diesem zweigleisigen Verfahren so gut wie keinen Gebrauch gemacht, sondern lediglich Betrachtungen allgemeiner Art angestellt oder historische Einordnungsversuche unternommen. Um so mehr erhebt meine Arbeit den Anspruch, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen mit dein Ziel, sowohl einen Situationsbericht zum aktuellen Stand der Literaturkritik wie eine exemplarische Einzelanalyse von Rezensionstexten zu liefern. Zunächst wird die Situation der gegenwärtigen Literaturkritik im Hinblick auf ihren soziokulturellen Bezugsrahmen beschrieben. Die Dauerkrise der Kritik ist wesentlich durch drei Problembereiche verursacht, deren Darstellung ich mit Elite- und Massenkritik, Wirkungslosigkeit und Theorieverlust überschrieben habe. Bei der sich anschließenden Rezensionsanalyse verfahre ich qualitativhermeneutisch, weil die bisher zur Untersuchung literaturkritischer Texte meist herangezogene Methode der quantitativen Inhaltsanalyse sich als wenig ergiebig erwiesen hat. Ich verzichte also auf den Anspruch der Repräsentativität zugunsten einer möglichst differenzierten Interpretation von acht Rezensionen zu Ransmayrs Roman aus den wichtigsten überregionalen Zeitungen und dem Spiegel. Der Erfolg von Ransmayrs Roman "Die Letzte Welt" bei Kritik und Publikum ist einzigartig in der deutschen Nachkriegsgeschichte: Der Fall Ransmayr wäre überhaupt eine eigene Studie wert; die Kampagne für das Buch, bei der Enzensberger im Hintergrund eine wichtige Rolle spielte, war so erfolgreich, daß selbst die Branche vor einem Rätsel steht; andere Verleger und die meisten Buchhändler sind sehr skeptisch, was den Faktor Rezensionen beim Zustandekommen dieses Verkaufserfolges angeht und nehmen an, daß eine noch nicht zu fassende Disposition - psychologische und marktmäßige - für das Buch vorgelegen haben müsse. Die Analyse der Rezensionen liefert Anhaltspunkte, diese Disposition, auf die der Erfolg der Letzten Welt ganz offensichtlich zurückgeführt werden kann, näher zu bestimmen. Die weit verbreitete Auffassung, daß die Kritik gerade von ihrer eigenen Krisensituation lebe, und das dementsprechend zu beobachtende mangelnde Interesse der Literaturkritiker an der Änderung des literaturkritischen Status quo lassen sich in spezifischer Weise mit dein Habitus-Konzept Pierre Bourdieus in Verbindung bringen. Bourdieus Verständnis des Habitus als eines im Prozeß der Sozialisation erworbenen Erzeugungsprinzips von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen ist als Erklärungsmuster für die Dauerkrise der Kritik aufschlußreich. Seine Studien eignen sich in besonderer Weise für die Eruierung gerade des literaturkritischen Habitus, da sie sich an der Schaltstelle zwischen allgemeiner Geschmacks- und spezifischer Akademikersoziologie befinden, und bilden deshalb den roten Faden meiner Untersuchung, und zwar sowohl im Zusammenhang mit der Rezensionsanalyse als auch vor dem Hintergrund der spezifischen Erfolgsgeschichte von Ransmayrs Roman. Es wird einerseits untersucht, inwieweit die Machart und Organisationsform der Rezensionen als Objektivationen eines bestimmten literaturkritischen Habitus gelten können. Andererseits, ob und in welcher Weise die positive Bewertung der Letzten Welt auf eine bestimmte Erwartungshaltung des damaligen intellektuellen Publikum zurückgeführt werden kann. Ein Anhangband umfaßt die Abschrift der acht analysierten Kritiken sowie detaillierte Tabellen zum Inhalt und zu den verschiedenen Aussagekategorien der Rezensionen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: I.Einleitung4 1.Vorbemerkungen zu Ziel und Methode4 2.Begriffsklärungen10 II.Gegenwärtige Situation der journalistischen Literaturkritik18 1.Krise und Stagnation18 2.Elite- und Massenkritik20 3.Wirkungslosigkeit25 4.Theorieverlust31 III.Die Rezensionen zur letzten Welt36 1.Untersuchungskriterien36 2.Analyse37 a.Eva Haldimann: Neue Zürcher Zeitung (1.9.1988)37 b.Harald Wieser: Der Spiegel (12.9.1988)42 c.Frank Schirrmacher: Frankfurter Allgemeine Zeitung (17.9.1988)47 d.Volker Hage: Die Zeit (7.10.1988)53 e.Klaus Modick: Rheinischer Merkur (7.10.1988)57 f.Wolfram Schütte: Frankfurter Rundschau (8.10.1988)61 g.Harald Eggebrecht: Süddeutsche Zeitung (22./23.10.1988)65 h.Joachim Kaiser: Süddeutsche Zeitung (22./23.10.1988)67 IV.Einordnung der Ergebnisse72 1.Analyseergebnisse vor dem Hintergrund der Bourdieuschen Geschmackssoziologie72 2.Überlegungen zum Erfolg der Letzten Welt bei Kritik und Wissenschaft79 3.Fazit und Ausblick89 V.Literaturverzeichnis91 Anhang I: Abschrift der Rezensionen Anhang II: Tabellen zu den Rezensionsinhalten Anhang III: Tabelle zur Postmoderne-Bewertung in den wissenschaftlichen Publikationen Inhaltsangabe:Inhaltsangabe: Die Arbeit verbindet eine theoretische, an ihren Hauptschwierigkeiten orientierte Situationsbeschreibung der Literaturkritik mit einer praktischen Einzelstudie am Beispiel der Rezensionen zu Ransmayrs Roman und bringt sie zu einer Synthese. Bisherige Forschungsbeiträge haben von diesem zweigleisigen Verfahren so gut wie keinen Gebrauch gemacht, sondern lediglich Betrachtungen allgemeiner Art angestellt oder historische Einordnungsversuche unternommen. Um so mehr erhebt meine Arbeit den Anspruch, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen mit dein Ziel, sowohl einen Situationsbericht zum aktuellen Stand der Literaturkritik wie eine exemplarische Einzelanalyse von Rezensionstexten zu liefern. Zunächst wird die Situation der gegenwärtigen Literaturkritik im Hinblick auf ihren soziokulturellen Bezugsrahmen beschrieben. Die Dauerkrise der Kritik ist wesentlich durch drei Problembereiche verursacht, deren Darstellung ich mit Elite- und Massenkritik, Wirkungslosigkeit und Theorieverlust überschrieben habe. Bei der sich anschließenden Rezensionsanalyse verfahre ich qualitativhermeneutisch, weil die bisher zur Untersuchung literaturkritischer Texte meist herangezogene Methode der quantitativen Inhaltsanalyse sich als wenig ergiebig erwiesen hat. Ich verzichte also auf den Anspruch der Repräsentativität zugunsten einer möglichst differenzierten Interpretation von acht Rezensionen zu Ransmayrs Roman aus den wichtigsten überregionalen Zeitungen und dem Spiegel. Der Erfolg von Ransmayrs Roman Die Letzten Welt bei Kritik und Publikum ist einzigartig in der deutschen Nachkriegsgeschichte: Der Fall Ransmayr wäre überhaupt eine eigene Studie wert; die Kampagne für das Buch, bei der Enzensberger im Hintergrund eine wichtige Rolle spielte, war so erfolgreich, daß selbst die Branche vor einem Rätsel steht; andere Verleger und die meisten Buchhändler sind sehr skeptisch, was den Faktor Rezensionen beim Zustandekommen dieses Verkaufserfolges angeht und nehmen an, daß eine noch nicht zu fassende Disposition - psychologische und marktmäßige - für das Buch vorgelegen haben müsse. Die Analyse der Rezensionen liefert Anhaltspunkte, diese Disposition, auf die der Erfolg der Letzten Welt ganz offensichtlich zurückgeführt werden kann, näher zu bestimmen. Die weit verbreitete Auffassung, daß die Kritik gerade von ihrer eigenen Krisensituation lebe, und das dementsprechend zu beobachtende mangelnde Interesse der Literaturkritiker an der Änderung des literaturkritischen Status quo lassen sich in spezifischer Weise mit dein Habitus-Konzept Pierre Bourdieus in Verbindung bringen. Bourdieus Verständnis des Habitus als eines im Prozeß der Sozialisation erworbenen Erzeugungsprinzips von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen ist als Erklärungsmuster für die Dauerkrise der Kritik aufschlußreich. Seine Studien eignen sich in besonderer Weise für die Eruierung gerade des literaturkritischen Habitus, da sie sich an der Schaltstelle zwischen allgemeiner Geschmacks- und spezifischer Akademikersoziologie befinden, und bilden deshalb den roten Faden meiner Untersuchung, und zwar sowohl im Zusammenhang mit der Rezensionsanalyse als auch vor dem Hintergrund der spezifischen Erfolgsgeschichte von Ransmayrs Roman. Es wird einerseits untersucht, inwieweit die Machart und Organisationsform der Rezensionen als Objektivationen eines bestimmten literaturkritischen Habitus gelten können. Andererseits, ob und in welcher Weise die positive Bewertung der Letzten Welt auf eine bestimmte Erwartungshaltung des damaligen intellektuellen Publikum zurückgeführt werden kann. Ein Anhangband umfaßt die Abschrift der acht analysierten Kritiken sowie detaillierte Tabellen zum Inhalt und zu den verschiedenen Aussagekategorien der Rezensionen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: I.Einleitung4 1.Vorbemerkungen zu Ziel und Methode4 2.Begriffsklärungen10 II.Gegenwärtige Situation der journalistischen Literaturkritik18 1.Krise und Stagnation18 2.Elite- und Massenkritik20 3.Wirkungslosigkeit25 4.Theorieverlust31 III.Die Rezensionen zur letzten Welt36 1.Untersuchungskriterien36 2.Analyse37 a.Eva Haldimann: Neue Zürcher Zeitung (1.9.1988)37 b.Harald Wieser: Der Spiegel (12.9.1988)42 c.Frank Schirrmacher: Frankfurter Allgemeine Zeitung (17.9.1988)47 d.Volker Hage: Die Zeit (7.10.1988)53 e.Klaus Modick: Rheinischer Merkur (7.10.1988)57 f.Wolfram Schütte: Frankfurter Rundschau (8.10.1988)61 g.Harald Eggebrecht: Süddeutsche Zeitung (22./23.10.1988)65 h.Joachim Kaiser: Süddeutsche Zeitung (22./23.10.1988)67 IV.Einordnung der Ergebnisse72 1.Analyseergebnisse vor dem Hintergrund der Bourdieuschen Geschmackssoziologie72 2.Überlegungen zum Erfolg der Letzten Welt bei Kritik und Wissenschaft79 3.Fazit und Ausblick89 V.Literaturverzeichnis91 Anhang I: Abschrift der Rezensionen Anhang II: Tabellen zu den Rezensionsinhalten Anhang III: Tabelle zur Postmoderne-Bewertung in den wissenschaftlichen Publikationen
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