Objektbeschreibung: Das Werk Rinde des Nachtbaums von Marianne Lautensack hebt sich in erster Linie durch sein großes Format von anderen Büchern ab. Es bekommt auf diese Weise eine besondere Beachtung, da der Leser dazu aufgefordert ist, aufzustehen und mit beiden Händen die Seiten umzublättern, die mal hochkant und mal quer zu lesen sind. Umschlossen von einer leuchtenden, tiefblauen Leinenkassette, liegen neun lose Offsetlithos. Sie sind alle von der Künstlerin signiert und mit Bleistift nummeriert worden, um auszuschließen, dass die Blätter in ihrer Reihenfolge vertauscht werden. Mit einer nicht einfach zu lesenden Handschrift hat die Künstlerin auf jede Seite eine Passage aus verschiedenen Gedichten von Paul Celan niedergeschrieben. Doch trotz schwungvoller blau-, braun-, grau-, gelb-, und orangefarbigen Pinselzeichnungen, die den mal mit schwarzer, mal mit hellblauer Farbe geschriebenen Text durchkreuzen, ist die Schrift zu erkennen, wenn man sich Mühe gibt und eingelesen hat. Die wenigen flüchtigen Pinselstriche lassen die Seiten lebendig wirken und befinden sich durch behutsam eingesetzte Farben im Gleichgewicht. Die Betrachtung der Formen wird zu einer sinnlichen Erfahrung, weil sie der Kreativität des Lesers freien Lauf lassen, immer wieder andere Dinge in den Zeichnungen sehen zu können. (Verfasst von Lara Nahrwold; im Rahmen des Künstlerbuch-Seminars PD Dr. Hildebrand-Schat, Goethe-Universität Frankfurt am Main, WS 2013/14)
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