Matthias lernt Marta auf Sylt kennen, doch sie beachtet den älteren Bruder eines ihrer Heimkinder nicht. Jahre später begegnen sie sich wieder in Berlin und Marta führt Matthias in eine radikale Studentengruppe ein. In verliebter Verblendung übernimmt er deren Überzeugungen, bis es zu spät ist ... (Mirjam Kloß-Mallmann) Eher unfreiwillig verbringt Matthias seine Sommerferien auf Sylt. Er besucht seinen jüngeren Bruder, der dort in einem Heim lebt und mit niemandem spricht. Doch der Urlaub nimmt eine unerwartete Wendung, als Matthias die Betreuerin seines Bruders kennenlernt und sich in sie verliebt. Marta allerdings nimmt ihn zunächst nicht wahr. Erst als sie sich Jahre später an einer Berliner Universität wiedertreffen, kommt Matthias seiner Jugendliebe nahe. Sie führt ihn in Studentenkreise ein, die einer radikalen Gruppierung angehören. Matthias lässt sich auf Marta und ihre Überzeugungen ein, ignoriert Vorzeichen und widerstreitende Gefühle. Was Martas Absichten sind, wird ihm erst klar, als es zu spät ist. „Michael Wildenhain gibt dem Roman einen Knalleffekt und dann eine Wendung, die vieles vorher Gelesene in ein neues Licht taucht. Denn Matthias erfährt von der Vergangenheit seines Onkels, des renommierten Wissenschaftlers, in der NS-Zeit. Das ist ein großer Bogen. Aber historisch wäre es möglich gewesen, dass ein junger Arzt an Euthanasie-Experimenten beteiligt war und später als Experte bei der Behandlung der hungerstreikenden RAF-Terroristen agierte. Und literarisch funktioniert es in diesem Roman auch. Zwar muss die Nacherzählung kompliziert klingen, doch baut Wildenhain diese Verflechtungen im Hintergrund sukzessive auf, während er vordergründig die Annäherung von Matthias und Marta schildert. Aus der Perspektive des Jungen, des Studenten und – im dritten Teil – des Professors gibt er die Informationen zur passenden Zeit, der Entwicklung seines Helden entsprechend. So steigert sich der Sog des Erzählten, wächst mit dem Verstehen auch das Entsetzen. Manchmal fragt sich Matthias, ob er etwas hätte eher wissen können und lässt den Leser innehalten. An Alligatoren muss er tatsächlich auch einmal denken, da aber bellen sie, als gefangene Bestien“ (FR). „"Alle sind sie auf der Suche nach der guten Laune". Nach vielen Jahren ein neues Buch des 85-jährigen Autors von "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Früher war das Überleben in den totalitären Regimen des Ostblocks sein Thema – jetzt beginnt Kundera mit einer Nabelschau und feiert in seinem Alterswerk die Bedeutungslosigkeit als Schlüssel zur Weisheit und – eben - guter Laune“ (Platz 7 der SWR-Bestenliste im März 2015). Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015
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