Diese Arbeit ist in den Forschungsfeldern der digitalen literaturwissenschaftlichen Stilistik und der Computational Literary Studies angesiedelt und setzt sich mit theoretischen Gattungsproblemen, mit der Erstellung eines Korpus von hispanoamerikanischen Romanen des 19. Jahrhunderts und mit ihrer empirischen Analyse nach Untergattungen auseinander. Das digitale Textkorpus umfasst 256 argentinische, kubanische und mexikanische Romane aus der Zeit von 1830 bis 1910 und ist mit dem Ziel erstellt worden, thematische Untergattungen und literarische Strömungen, die im 19. Jahrhundert durch zahlreiche Romane repräsentiert waren, mit Hilfe computergestützter Methoden der Textkategorisierung zu analysieren. Die Texte wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und gemäß dem Standard der Text Encoding Initiative (TEI) codiert, wobei die Dokumente mit detaillierten bibliographischen und untergattungsbezogenen Metadaten sowie mit textstrukturellen Informationen angereichert wurden. Um die Texte zu kategorisieren werden Verfahren der statistischen Klassifikation und eine Familienähnlichkeitsanalyse verwendet, die auf einer Netzwerkanalyse basiert. Das Ziel der Analysen ist es zu untersuchen inwieweit die Untergattungen, die primär als Phänomene der Kommunikation und Konvention verstanden werden, auf der stilistischen, textlichen Ebene der Romane, die an ihnen teilhaben, erfasst werden können. Das Ergebnis ist, dass sowohl die thematischen Untergattungen als auch die literarischen Strömungen zu 70–90 % textlich kohärent sind, in Abhängigkeit der gewählten Untergattungskonstellation, womit gemeint ist, dass die kommunikativ etablierten Untergattungsklassifikationen in diesem Maß an Genauigkeit auch als textlich definierte Klassen erfasst werden können. Über die empirische Ausrichtung hinaus ist ein weiteres Ziel der Dissertation, literaturtheoretische Gattungskonzepte zu denjenigen in Beziehung zu setzen, die in der digitalen Gattungsstilistik als einer Teildisziplin der Digital Humanities verwendet werden. Es wird ...
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