Dieser Artikel beschäftigt sich sowohl mit dem Schweigen der Erzählstimme, einzelner Figuren, als auch den Auswirkungen des Verschweigens auf die Erzählung. Die Untersuchung ausgewählter altnordischer, kurzer Erzählungen (þættir) zeigen, dass Schweigen eingesetzt wird, um den Fokus des Publikums zu lenken und den Genuss der Erzählung zu steigern. Dieses Schweigen fällt nur auf, wenn Handlungslücken nicht erklärt werden oder eine Episode mehrfach anders beschrieben wird. Das Schweigen tritt dabei auf verschiedenen Ebenen und bei unterschiedlichen Stimmen auf. Es ist damit kein exklusives Phänomen moderner Texte, sondern wird bereits in der Vormoderne genutzt, unter anderem um die Aufmerksamkeit des Publikums zu steuern. ; This article focuses on the silence of the narrative voice and of silent characters, as well as the consequences this silencing has for the plot of saga narratives. By analysing three Old Norse short stories (þættir), it can be shown how the narrative voice uses silence to steer the audience’s attention and to enhance its enjoyment of the narrative. Silence is only noticeable when the narrative voice leaves gaps unexplained or describes an episode differently than the characters do. Silence appears on different narrative levels and is employed through various voices. It is thus not a phenomenon restricted to modern works, but can also be identified in premodern texts as a way to direct the audience’s attention.
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