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  1. Das Versprechen in der Popmusik : Pop und Paranoia in Thomas Melles "Die Welt im Rücken"
    Autor*in: Nolte, Thomas
    Erschienen: 07.01.2025

    Der vorliegende Beitrag untersucht den in "Die Welt im Rücken" zur Sprache gebrachten paranoiden 'Beziehungswahn' anhand der Funktion, die Popmusik im Text erfüllt. Den Schwerpunkt auf die Popmusik zu legen - und nicht etwa auf andere Themen, die im... mehr

     

    Der vorliegende Beitrag untersucht den in "Die Welt im Rücken" zur Sprache gebrachten paranoiden 'Beziehungswahn' anhand der Funktion, die Popmusik im Text erfüllt. Den Schwerpunkt auf die Popmusik zu legen - und nicht etwa auf andere Themen, die im Buch ebenfalls an die Paranoia geknüpft sind -, ist deshalb ein besonders lohnendes Unterfangen, da der Text eine untergründige Affinität zwischen Pop und Paranoia aufzeigt. Bereits die konstante Beschallung mit Popmusik, so suggeriert der Text, nähert die von Melle beschriebene Wahrnehmung an diejenige eines Schizophrenen an: Zu Beginn des Buchs erwähnt Melle, dass man bei Patientengesprächen stets gefragt werde, ob man Stimmen höre - den psychiatrischen Klassifikationen zufolge ein unfehlbares Anzeichen für Schizophrenie. Während seiner manischen Phasen vernimmt Melle durch den andauernden Popmusik-Konsum dann tatsächlich in einem fort Stimmen. Und auch sein in diesen Phasen exaltierter Kleidungsstil steht in einem Bezug zu den ausgestellt modischen Exzentrizitäten etlicher Pop-Heldinnen und -Helden [...]. Die von Melle hervorgehobene Affinität zwischen Pop und Paranoia liegt, wie im Folgenden gezeigt werden soll, in der spezifischen Offenheit der Popmusik und ihrer Aussagen begründet. Diese Offenheit stiftet die Voraussetzung dafür, dass sich der 'Beziehungswahn' des Paranoikers an der Popmusik überhaupt entzünden kann. Ein erster Abschnitt untersucht, welche Wirkung die Popmusik während der von Melle beschriebenen manischen Schübe entfaltet. Indem sich Melle der Popmusik bedient, um seine eigene Krankheit darzustellen, wirft er zugleich ein Licht auf die spezifische Verfasstheit von Popmusik, womit sein Text unter der Hand eine abgründige Poptheorie entwirft. Anschließend zeigt ein zweiter Abschnitt, dass der Rückgriff auf Popmusik in "Die Welt im Rücken" Melle bei seinem eingangs zitierten Vorhaben unterstützt, die eigene, durch die Krankheit fragmentierte Geschichte zu artikulieren. Dass Melle für die Offenlegung des Persönlichsten und Intimsten ausgerechnet auf die oft als oberflächlich verschriene Massenware Pop zurückgreift, mag auf den ersten Blick verwundern. Das Vorgehen, individuelle Erfahrungen mithilfe der allgemein verfügbaren Popmusik zu artikulieren, erscheint allerdings weniger widersprüchlich, wenn man einen Blick auf die Poptheorie wirft. Diese hat herausgearbeitet, dass besagter Widerspruch der Popmusik selbst inhärent ist, da sie auf konventionalisierte Formen zurückgreift, um persönlichen Erfahrungen zum Ausdruck zu verhelfen. Dieser Rückgriff auf bereits bestehende Formen, deren Neuanordnung etwas Eigenes formuliert, wurde in der Poptheorie mit dem von Stuart Hall übernommenen Konzept der 'articulation' beschrieben. Ein letzter Abschnitt zeigt anhand der "Die Welt im Rücken" durchziehenden reflexiven Passagen, dass die der Popmusik entlehnten Aneignungsverfahren den Text auch dann bestimmen, wenn nicht explizit von Popmusik die Rede ist. Bei diesem Verfahren handelt es sich also um die dem Text zugrundeliegende Poetologie. Dass der Popmusik abgeschaute Verfahren der Aneignung fremder Aussagen ist insofern vorbildhaft, als sich Melle ebenso die eigene, durch die Krankheit fremd gewordene Geschichte mit dem Schreiben des Buchs aneignet. Dies ermöglicht die in der Nähe zur Autofiktion stehende Erzählsituation, die sich dadurch auszeichnet, dass Melle dezidiert in der ersten Person Singular schreibt und die Grenze zwischen Autor und Erzählinstanz verwischt.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Melle, Thomas; Die Welt im Rücken; Popmusik <Motiv>; Paranoia <Motiv>
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  2. Selbstbildnis mit Engel : Hertha Kräftner oder Die Kartographie der Melancholie
    Autor*in: Peck, Clemens
    Erschienen: 07.01.2025

    Während neuere literaturwissenschaftliche Auseinandersetzungen auf die Gefahr einer autobiographisch-pathologischen Rezeption des literarischen Werks hingewiesen haben, gilt als 'common sense', dass Kräftners Schreiben auch abseits eines einfachen... mehr

     

    Während neuere literaturwissenschaftliche Auseinandersetzungen auf die Gefahr einer autobiographisch-pathologischen Rezeption des literarischen Werks hingewiesen haben, gilt als 'common sense', dass Kräftners Schreiben auch abseits eines einfachen Biographismus nicht vom Leben zu trennen ist. [...] Die folgende Auseinandersetzung mit Kräftners Figurationen der Melancholie und Depression gehen demgegenüber vom performativen Vollzug und der literarischen Praxis ihrer Texte aus. Diese Praxis soll als Kartierung verstanden und rekonstruiert werden. Die dabei minutiös verzeichneten Bewegungen und Konstellationen von Affekten, Erinnerungen, Perzeptionen, Figuren und Bildern sind zwar einem biographischen Kontext zuzuordnen, lassen sich aber nicht zur Gänze als Zeichen einer Autobiographie decodieren oder auf die Kontinuität eines personalen Bewusstseins bzw. auf dessen pathologischphallogozentrische Klassifikationen reduzieren. Ein Problem, das die Forschung zu Hertha Kräftner in ein unendliches labyrinthisches Spiegelkabinett versetzt, ist die Prämisse einer subjektiven Identität, eines personalen Zusammenhangs, der überall dort als Referenz angenommen wird, wo autobiographische Markierungen in den verschiedenen Genres zu finden sind. Diese biographischen Vorannahmen, denen dann entsprechende heteronormative Liebeskonstellationen sowie psychische Krisenverläufe zugeordnet werden, müssen zwangsläufig hinter die literarische Praxis von Kräftners Texten zurückfallen. Ausgehend vom Begriff der literarischen "Kartographie", wie ich ihn im Anschluss an Deleuze und Guattari für das Textkonvolut Kräftners verwenden möchte, werden im Folgenden zwei Kategorien in den Blick genommen: jene des Subjekts und jene der literarischen Gattung. Die italienische Philosophin Rosi Braidotti fasst die Kategorie des Subjekts in ihrem Aufsatz über Virginia Woolf als "eine kollektive Assemblage, ein Relais für ein Netz komplexer Beziehungen, das die Zentralität Ich-indizierter Identitätsbegriffe verschiebt". Unter literarischer Kartographie soll demgemäß eine ästhetische Sensibilisierung dieses Gefüges, seiner Längen- und Breitengrade und seiner Beziehungen zur Außenwelt verstanden werden. Der autobiographische Zusammenhang 'Hertha Kräftner' zeigt sich darin im literarischen Text nicht als kohärentes und beständiges 'Ich', sondern als Relais eines zeiträumlich wechselnden Beziehungsnetzes mit vielfältigen Spielräumen und Affekten. Dieser Logik folgt auch ein Gattungsverständnis, das Braidotti mit dem Begriff des "intensiven Genres" im Anschluss an Gilles Deleuze und Félix Guattari entwickelt. Darunter versteht sie ein Netz literarischer Praktiken und Figuren, das "eine Reihe etablierter literarischer Formen transversal kreuzt, um einen qualitativen Modus eigener Art zu konstituieren". Hertha Kräftners intensives Genre, so die These, wird durch jene literarischen Figuren und Praktiken ermöglicht, die abweichend von der Kreisbewegung der Melancholie und Depression Fluchtlinien der Kreativität kartographieren, mit eigenen Formen von Zeitlichkeit und Räumlichkeit. Früh hat die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Blick auf den Komplex Melancholie und Trauer in den Texten eine "kreisförmige" Anlage bzw. zyklische Bewegungen zwischen den Texten gesehen. Das Verständnis von literarischen Texten als Kartographie ermöglicht es, das Verstreute, Dynamische und Nomadische, das zu Beginn als performative Bewegung des Gedichts zu zeigen versucht wurde, zum trauervoll Konsistenten und monadisch Verschlossenen in Beziehung zu setzen. Diese spezifischen Kräfte, Affekte und Relationen des textuellen Gefüges sind in der kartographischen Lektüre "aus[zu]breiten". Nicht mehr Fragen von Ich und Außenwelt, von Krankheit und Gesundheit, Biographie und Literatur stehen dabei im Zentrum, sondern Bewegungen auf einer literarischen Karte: die Beziehungen von Kreislinie und Fluchtlinie. Im Zentrum stehen Möglichkeiten des "Intensiv-Werdens", Transformationen des isolierten und der Vergangenheit zugewandten Subjekts in eine offene Karte des Begehrens ohne Subjekt.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Kräftner, Hertha; Melancholie
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  3. "Zur Wahrheit wild entschlossen" : die Rezeption interkultureller Literatur im deutschen Feuilleton
    Autor*in: Elste, Nico
    Erschienen: 07.01.2025

    Ähnlich wie im Bereich der Wissenschaft werden mittlerweile deutschsprachige Werke von Autor:innen mit Migrationshintergrund nicht mehr ausschließlich als fremdkulturelle Beiträge verstanden. Jedoch kann noch immer nicht von einer rein auf... mehr

     

    Ähnlich wie im Bereich der Wissenschaft werden mittlerweile deutschsprachige Werke von Autor:innen mit Migrationshintergrund nicht mehr ausschließlich als fremdkulturelle Beiträge verstanden. Jedoch kann noch immer nicht von einer rein auf ästhetischen Kriterien fußenden Perspektive gesprochen werden. Obwohl sich mittlerweile die Aufmerksamkeit der Rezensent:innen auch auf ästhetische wie forminhaltliche Besonderheiten richtet, sind noch immer mehrheitlich stofflich-thematische Fragen und vor allem biographisch-autorzentrierte Aspekte in den literaturkritischen Rezensionen des Feuilletons zu finden. [...] Tatsächlich beanspruchten vielzählige Rezensionen die fiktionalen Erzählwelten als authentische Belege für eigene kulturideologische Thesen, statt die Komplexität und den poetischen Eigenwert der Werke zu würdigen. Jedoch erschiene es ebenso unpassend, literarische Werke gänzlich von ihrem gesellschaftlichen Kontext und ihrer Verarbeitung im gesellschaftlichen Diskurs zu trennen. Die poetische Eigenart eines Romans lässt sich nicht isoliert behandeln, denn immerhin ist es eine der wesentlichen Eigenschaften von Literatur, sich gerade wegen ihrer ästhetisch-fiktionalen Beschaffenheit zwar in einem freien, aber dennoch in einem Verhältnis zu gesellschaftlichen Diskursen zu bewegen. Insofern widersetzt sich das beziehungsreiche Formen- und Verweisungsgefüge, welches literarischen Werken eigen ist, einer vollständigen Dekontextualisierung. Es scheint daher ein methodischer Zugriff vonnöten, der die ästhetische Eigenart der literarischen Werke ebenso wie ihre Wechselwirkung zum gesellschaftlichen Kontext und ihre diskursive Verarbeitung im Feuilleton in ihrem Zusammenhang angemessen würdigt, um sich dem Phänomen der Rezeption interkultureller Literatur im deutschen Feuilleton adäquat zu widmen und die skizzierten Widersprüche aufzuspüren. Für die folgende Analyse wird daher auf eine Kombination postkolonialer und diskursanalytischer Ansätze zurückgegriffen. Das schon erwähnte Verhältnis von Literatur und Diskurs soll in der folgenden Analyse durch den methodologischen Ansatz der Intersektionalität grundiert werden. [...] Seit einiger Zeit findet das Konzept neben den Gender- und Queer-Studies auch in der literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung Beachtung und soll in den folgenden Überlegungen leitend für die These sein, dass speziell in der medialen Besprechung von interkultureller Literatur diskursive Muster zu finden sind, die stereotypisierende und kulturessentialistische Kategorisierungen beinhalten, die in Wechselwirkung mit der politischen Praxis in Bezug auf Migration und den damit einhergehenden Migrationsdiskurs in Deutschland stehen. Um diese Wechselwirkung nachzuvollziehen, werden im Folgenden drei Werke der interkulturellen Literatur aus den Jahren 2003, 2006 und 2016 und deren Rezensionen näher betrachtet. Diese Werke wurden ausgewählt, weil sie im Kontext von gewichtigen gesellschaftspolitischen Wendepunkten in Deutschland seit 1990 geschrieben und im Feuilleton rezipiert wurden. So handelt Yadé Karas Roman "Selam Berlin" aus dem Jahr 2003 von der Wiedervereinigung Deutschlands und thematisiert die Restitution einer gesamtnationalen deutschen Identität. Der zweite Roman, "Leyla" von Feridun Zaimoglu aus dem Jahr 2006, erzählt die Geschichte einer türkischen Einwanderin, wurde jedoch unter den Eindrücken der Terroranschläge von 2001 und der Frage rezipiert, ob der Islam eine Gefahr für die deutsche Gesellschaft und deren Kultur sei. "Ohrfeige" von Abbas Khider aus dem Jahr 2016 wiederum erzählt die Geschichte eines nach Deutschland geflüchteten und dort abgelehnten irakischen Asylbewerbers. Rezipiert wurde dieser Roman im Kontext des jüngsten gesellschaftspolitischen Wendepunkts, der Entscheidung im Jahr 2015, die Grenzen Deutschlands für Flüchtende zu öffnen und das Schengener Abkommen außer Kraft zu setzen.

     

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  4. Brecht und Recht : die rechtsphilosophische Kontroverse in Brechts 'soziologischem Experiment' "Dreigroschenprozeß"
    Erschienen: 07.01.2025

    Bertolt Brecht war fasziniert von Gerichtsprozessen. Sein Werk zeichnet sich durch eine kontinuierliche Thematisierung und Inszenierung von Tribunalen, Urteilsszenen und rechtsphilosophischen Sentenzen aus, die von einer intensiven Auseinandersetzung... mehr

     

    Bertolt Brecht war fasziniert von Gerichtsprozessen. Sein Werk zeichnet sich durch eine kontinuierliche Thematisierung und Inszenierung von Tribunalen, Urteilsszenen und rechtsphilosophischen Sentenzen aus, die von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Recht zeugen. Immer wieder markieren Tribunal-Situationen und eigentümliche Gerichtsprozesse die epischen Stücke Brechts. [...] Der Umstand der andauernden Faszination für das Recht und der wiederholten Thematisierung von Tribunal-Szenen im Werk wirft die Frage nach den rechtstheoretischen Motiven bei Brecht auf. Es ist erstaunlich, dass in diese Richtung bisher kaum geforscht wurde, obwohl Brechts Werk, wie bereits erwähnt, durch eine andauernde Auseinandersetzung mit dem Recht geprägt ist. Es lassen sich zwar erste ausführlichere Vertiefungen zur Thematik Brecht und Recht finden, die allerdings insbesondere das epische Theater als vom Tribunal inspiriert erörtern. Diese Interpretationen fragen nicht danach, wie Brecht selbst es mit dem Recht hält. Die Beantwortung der Frage nach den systematischen, rechtstheoretischen Motiven bei Brecht wäre jedoch unerlässlich, um darüber hinaus analysieren zu können, wie und in welcher Form Brecht seine Rechtsauffassung in sein Werk eingehen lässt. Ein nicht ganz offensichtlicher Zugang zu Brechts rechtstheoretischen Vorstellungen bietet, wie in dieser Arbeit gezeigt werden soll, seine Schrift zum Dreigroschenprozess. Anhand des Brecht'schen Kommentars, der rückwirkend das eigene Gerichtsverfahren darlegt und erstmals als "Dreigroschenprozeß" im 3. Heft der "Versuche 8–10" 1931 veröffentlicht wurde, sollen die Dimensionen einer rechtstheoretischen Auseinandersetzung Brechts herausgearbeitet werden. Die Frage nach den rechtstheoretischen Motiven bei Brecht lässt sich selbst nur in Verbindung mit seinen ästhetischen, politischen und ökonomischen Grundannahmen denken. Dahingehend wird zu zeigen versucht, dass Brecht im "Dreigroschenprozeß" eine materialistische Theorie des Rechts vertritt, die sich in spezifischer Weise in Verbindung mit den rechtstheoretischen Überlegungen Eugen Paschukanis' und Karl Korschs denken lässt.

     

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  5. Identität, Intersektion, Intervention : Mithu Sanyals "Identitti" und Jasmina Kuhnkes "Schwarzes Herz"
    Erschienen: 07.01.2025

    Blickt man auf die Affirmationen, aber auch die Kritik von Identitätspolitik, so fällt auf, dass eine Theoriebedürftigkeit sowohl der Identitätspolitik als auch der Intersektionalität (und ihrer Kritik) zu beobachten ist. Intersektionalität und... mehr

     

    Blickt man auf die Affirmationen, aber auch die Kritik von Identitätspolitik, so fällt auf, dass eine Theoriebedürftigkeit sowohl der Identitätspolitik als auch der Intersektionalität (und ihrer Kritik) zu beobachten ist. Intersektionalität und Identitätspolitik entwickeln, so die optimistische Prämisse der folgenden Ausführungen, in der Gegenwartsliteratur zunehmend Möglichkeitsräume für unterschiedliche Erzählverfahren und Figurenkonstellationen, die aus Intersektionalität ein Verfahren und aus Identitätspolitik eine Erzählfigur werden lassen. Beide teilen die Adresse des Sozialen, der als Bereich der Diskriminierung und der Ungleichheit angeschrieben wird. In drei Schritten möchte ich den Gedanken ausführen, dass Formen der sozialen Diskriminierung und der sozialen Ungleichheit, die unter dem Stichwort 'Intersektionalität' reflektiert werden, zwingend die Frage nach den literarischen Formen, Mustern und Figuren nach sich zieht, in denen diese Themen verhandelt werden. Dabei wird zunächst versucht, Intersektionalität als Form und als Theorie zu beschreiben, die soziale Ungleichheit adressiert und in Szene setzt. Im Hinblick auf die Unklarheit der theoretischen Grundlagen von Identitätspolitik und Intersektionalität kann die Arendt'sche Differenz zwischen Paria und Parvenü möglicherweise zeigen, wie, bei Arendt vor dem Hintergrund der Frage nach jüdischer Identität, soziale Exklusion und Inklusion als Themen in der Literatur virulent werden. Diese Differenz lässt Ungleichheit und Diskriminierung als Modus moderner Gesellschaften sichtbar werden. Beide Teile der Arendt'schen Differenz und ihr Gebrauch zur Beschreibung von Identität reflektieren auf eigentümliche Art und Weise soziale Mobilität in einer als Diskriminierungsumwelt erfahrenen 'Gesellschaft'. Die bis hierher vorgelegten Überlegungen lassen aber die Frage offen, in welcher Form sich dies gegenstandsadäquat darstellen ließe. Modi sozialer Mobilität und Diskriminierung tauchen in unterschiedlicher Form in der Gegenwartsliteratur wieder auf. Diese Erscheinungsform lässt sich, wie im Falle von Mithu Sanyals "Identitti" (2021) mit Theoriefiguren der Postkolonialität und der Intersektionalität zusammenbringen, die im Rahmen eines Universitäts- oder Campusroman auf anschauliche und ästhetisch interessante Art und Weise funktionieren. Im Falle von Jasmina Kuhnkes "Schwarzes Herz" (2021) zeigt sich ebenso eine Mischung aus postkolonialen, identitätspolitischen und subalternen Erzählpositionen. Der Text lässt sich als serielles Trivialdrama der Subalternität beschreiben, das auf dem Markt der Identitätspolitik Erfolge feiert.

     

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  6. Erzähltheorie und Deixis : das Sprachporträt des "Buddenbrooks"-Erzählers
    Autor*in: Kemper, Dirk
    Erschienen: 07.01.2025

    Wie dasjenige kaum eines anderen Schriftstellers wird Thomas Manns Erzählen durch einen Individualstil geprägt, der gleichsam dessen Markenkern bildet. Nicht das Was, sondern vor allem das Wie des Erzählens scheint die ureigene Sphäre des... mehr

     

    Wie dasjenige kaum eines anderen Schriftstellers wird Thomas Manns Erzählen durch einen Individualstil geprägt, der gleichsam dessen Markenkern bildet. Nicht das Was, sondern vor allem das Wie des Erzählens scheint die ureigene Sphäre des Sprach-Magiers, und das Wie meint näherhin das Sprachgebaren seiner Erzählerfiguren. Gerade der Ton der Erzählerinstanz in den Buddenbrooks bleibt im Ohr, prägt sich ein und wird - bei genauer Betrachtung zwar fälschlich - mit Thomas Mann identifiziert. [...] Genauer betrachtet liegt etwas in diesem besonderen Ton, der auf seinen Ursprung verweist und sich so personal ausnimmt, dass wir ihn auch einer Person zuordnen wollen. An den Autor zu denken, erscheint nicht ganz falsch, doch formal steht die Erzählerinstanz an, die Thomas Mann in jedem Text neu einsetzt, erfindet und variiert. Sie erscheint uns in den Buddenbrooks zunächst nicht personal oder persönlich, weil sie nicht als handelnde Person beteiligt ist, doch die vermeintliche Abwesenheit täuscht, wie hier zu zeigen sein wird. Doch in welchem Sinne darf der Narrator, darf seine Stimme als im literarischen Text 'anwesend' beschrieben werden? Wie hören wir sie, wie erfahren wir sie, auf welche sprachlichen Signale reagieren wir genau? Mit Karl Bühler lässt sich seine 'Anwesenheit' sehr genau als Ursprung von Zeigehandlungen, als 'Origo' unterschiedlicher deiktischer Verweise verstehen. Der Erzähler in narrativ-fiktionalen Texten muss nicht einmal 'Ich' sagen, um als personale Instanz anwesend zu sein. [...] Die fiktive Welt mit ihren Figuren kann in beiden Präsentationsmodi vorgestellt werden, entweder durch 'telling' oder durch 'showing'. Man kann über eine Romanfigur sprechen und sie von außen beschreiben ('telling'), oder sie kann sich selbst durch ihr Handeln und Sprechen charakterisieren ('showing'). Für die narrative Mittlerinstanz, für den Narrator, gilt dies nicht. Er zeigt sich immer nur auf der Ebene des 'showing'. Und in diesem Begriff des 'showing' ist der Aspekt des deiktischen Zeigens unmittelbar präsent. Die 'Personalität' des Erzählers resultiert demnach aus seinem Sprachhandeln, und dieses wiederum lässt sich als System deiktischer Verweise in einer fiktiven Situation verstehen, die durch das Sprachhandeln allmählich erst entsteht.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Mann, Thomas; Buddenbrooks; Erzähltechnik; Erzähler <Motiv>
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  7. Europäische Peripherien : Sebald, Tübingen, Bertaux
    Autor*in: Schütte, Uwe
    Erschienen: 01.07.2025

    Am 15. Januar 1992 notierte W.G. Sebald in seinen Taschenkalender: "Den ganzen Tag an der Tübinger Arbeit über Europa verbracht. Mir alles sehr zuwider. Kein[e] Lust dorthin zu fahren". Nichtsdestotrotz reist er rund zwei Wochen später nach... mehr

     

    Am 15. Januar 1992 notierte W.G. Sebald in seinen Taschenkalender: "Den ganzen Tag an der Tübinger Arbeit über Europa verbracht. Mir alles sehr zuwider. Kein[e] Lust dorthin zu fahren". Nichtsdestotrotz reist er rund zwei Wochen später nach Deutschland, um auf Einladung von Jürgen Wertheimer am 3. Februar 1992 einen Vortrag im Rahmen des Ersten Tübinger Literatur Forums zu halten. [...] "Um Europaträume ging es damals", so Organisator Wertheimer über die Veranstaltung, doch Sebald nutzt die Gelegenheit zur Problematisierung "möglicher Fehlentwicklungen, die [er] bereits damals früh und punktgenau artikulierte und in schonungslos melancholischer 'Ratlosigkeit' darstellte. Sebald war der einzige der ganzen Gruppe, der keinen Rat geben wollte". Dergleichen scharfsichtige Skepsis war ein Kennzeichen von Sebalds Denken, unter seinen Kollegen stieß er damit, so auch in Tübingen, zumeist auf Widerspruch: "Vielen Zuhörern", so Wertheimer, "war das zuviel an Pessimismus. Manche reagierten regelrecht aggressiv auf die ganz unrhetorisch und fast emotionsfrei vorgetragenen Thesen". Auf den Erstabdruck seines Textes in der Zeitschrift "Litterae" folgte eine Zusammenfassung der kontroversen Diskussion unter dem Titel "Bemerkungen zum Beitrag von W.G. Sebald". Was aber hatte Sebald vorgetragen in Tübingen, um seine Zuhörerschaft zu entrüsten? Zwangsläufig muss die Rekonstruktion auf der Druckfassung von "Europäische Peripherien" samt der Diskussionszusammenfassung basieren, wobei ich voraussetze, dass der Essay weitgehend identisch mit dem Vortragsskript ausfällt. Dieser nimmt ohne Zweifel eine Sonderstellung in seinem literaturkritischen Werkzweig ein. Nirgends nämlich hat sich Sebald so ausführlich zu (tages-)politischen Fragen geäußert, die dabei verknüpft werden mit Axiomen seiner heterodoxen (Geschichts-)Philosophie, welche man - heuristisch angelehnt an Formulierungen Sebalds - als "Naturgeschichte der Zerstörung" bezeichnen kann. Des Weiteren äußerte er sich in Tübingen zu grundlegenden poetologischen Fragen nach den Voraussetzungen literarischen Schreibens, aber auch kulturpolitischen Phänomenen sowie zur Interdependenz zwischen sozioökonomischen Faktoren und Literaturproduktion.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Sebald, W. G.; Rede; Europa
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  8. "nichts mehr wie vorher" : "Mogadischu Fensterplatz" von F.C. Delius als Szenario der Postsouveränität
    Erschienen: 07.01.2025

    Ich möchte vorschlagen, "Mogadischu Fensterplatz" ausgehend von der im Roman thematisierten und sprachlich reflektierten Ausnahmesituation als Szenario der Postsouveränität zu untersuchen. Ein solches Szenario stellt sich als Folge einer Zäsur ein,... mehr

     

    Ich möchte vorschlagen, "Mogadischu Fensterplatz" ausgehend von der im Roman thematisierten und sprachlich reflektierten Ausnahmesituation als Szenario der Postsouveränität zu untersuchen. Ein solches Szenario stellt sich als Folge einer Zäsur ein, die es erforderlich macht, nach neuen Kategorien, Begriffen und Darstellungsweisen für eine ungewohnte, zumeist plötzlich eingetretene Situation zu suchen. Niemand behält dabei den Überblick. Diese Konstellation von plötzlicher Ausnahme, Zäsurerfahrung, Orientierungslosigkeit und Begriffsauflösung beinhaltet eine Formveränderung souveräner Instanzen wie Subjekt, Staat und Kunst und führt hin zu einer postsouveränen Verunsicherung, die der Roman erzählerisch einzufangen versucht. Der zehn Jahre nach der tatsächlichen Entführung erschienene Roman "Mogadischu Fensterplatz", der die Ereignisse aus der Innensicht des Flugzeugs literarisch rekonstruiert, ist nicht nur ein Beispiel für die literarische Auseinandersetzung mit dem Terrorismus, sondern vor allem ein literarischer Text, der reflektiert, welche Bedeutung die Rhetorik von Zäsur, Epochenumbruch, Zeitenwende für die Selbstbeschreibung der Gesellschaft hat. Der Roman zeigt die Bemühung darum, eine dem Ereignis der Flugzeugentführung angemessene literarische Erzählweise zu finden und zugleich die Bedingungen dieser Darstellung zu reflektieren. Das Ereignis 'Mogadischu' wird hier nicht nacherzählt, sondern erzählerisch hervorgebracht.

     

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    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Delius, Friedrich Christian; Mogadischu Fensterplatz
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  9. 'Mitwisser' : Topoi und Affektstrukturen deutschsprachiger Generationenerzählungen am Beispiel von Hanns-Josef Ortheil und Christoph Geiser
    Autor*in: Reidy, Julian
    Erschienen: 07.01.2025

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des... mehr

     

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des sich ungebrochener Beliebtheit erfreuenden Generationenromans der Gegenwartsliteratur - trotz alledem also kommt der Gattung in der Literaturwissenschaft eine merkwürdig marginale Position zu. Das Desiderat einer diachronen, literaturgeschichtlich fundierten Auseinandersetzung mit der Gattung und insbesondere mit der Rolle und dem Nachleben ihres mutmaßlichen "Referenztext[s]" "Buddenbrooks" liegt brach, während immer wieder, mit mehr oder weniger interpretatorischer Gewalt versucht wird, die 'Väterliteratur' als eigene Subgattung von aktuellen Ausprägungen des Generationenromans abzugrenzen und der Gattung als solcher eine eng mit deutschen Vergangenheitsbewältigungsdiskursen verschränkte Formal- und Wirkungsästhetik zuzuschreiben. [...] Die Debatte um den Generationenroman soll hier nicht ausgreifend rekapituliert werden. Vielmehr möchte ich der Diskussion ein exemplarisches Addendum hinzufügen. Die Zusammenschau einiger beispielhafter Generationennarrative soll erstens nochmals schlaglichtartig zeigen, dass die in der Forschung immer wieder versuchte Binnendifferenzierung zwischen 'Väterliteratur' und aktuellen Generationenromanen unhaltbar ist. Zweitens, und damit zusammenhängend, sollen die gedächtniskulturellen Interventionen, die diese Texte oft (aber nicht immer) vornehmen, in ihrer Subtilität schärfer profiliert und aus den simplizistischen Schemata des 'Generationenkonflikts' oder der 'intergenerationellen Versöhnung' herausgelöst werden. Drittens schließlich soll durch den Einbezug eines einschlägigen Schweizer Generationenromans zudem die (bundes-)deutsche erinnerungskulturelle Vereinnahmung der Gattung generell problematisiert werden: Die Indienstnahme des Generationenromans als Vehikel der Aufarbeitung von spezifisch 'deutschen' Weltkriegstraumata und schuldhaften familiären Verstrickungen ist eben nicht haltbar, wenn im Schweizer Kontext, in dessen spezifischem "Schicksalsklima" diese individuellen und transgenerationellen Erfahrungen gar nicht gemacht wurden, doch ähnliche oder identische Darstellungsstrategien, Themensetzungen und Motivstrukturen anzutreffen sind.

     

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  10. "Eingedenklich" : zum geschichtlichen Zugriff in der Dichtung Paul Celans
    Autor*in: Ahlborn, Leon
    Erschienen: 07.01.2025

    Die Essays und Schriften Walter Benjamins bilden für Celan immer von Neuem den Anlass eines zeitübergreifenden Gespräches. Dies ist durch die Vielzahl von direkten Zitaten und Verweisen belegt, in welchen Celan auf das Werk Benjamins referiert, wie... mehr

     

    Die Essays und Schriften Walter Benjamins bilden für Celan immer von Neuem den Anlass eines zeitübergreifenden Gespräches. Dies ist durch die Vielzahl von direkten Zitaten und Verweisen belegt, in welchen Celan auf das Werk Benjamins referiert, wie auch in Bezug auf die Lektürespuren gesichert, die sich in Celans eigener Ausgabe der Schriften Benjamins finden lassen. Dieser Rezeptionszusammenhang zwischen den Autoren hat eine Vielzahl divergierender wissenschaftlicher Untersuchungen hervorgebracht, die versuchen, die fruchtbare Auseinandersetzung durch Analyse der Verweise zu rekonstruieren. Das geschichtliche Thema als zentrales Verbindungselement erwähnen schon früh Kommentatoren wie Menninghaus oder David Brierly. Doch bleibt es zumeist bei vereinzelten Bemerkungen bezüglich expliziter textueller Referenzen, ohne die schematische Konvergenz zwischen den Autoren näher zu beleuchten. Eine umfassende konzeptionelle Untersuchung steht also aus. Vor diesem Hintergrund versteht sich der vorliegende Aufsatz als eine systematische Annäherung an die Vollzugsweise des geschichtlichen Zugriffs in der Celan'schen Dichtung. Dabei soll gezeigt werden, wie Celans Ringen mit der "kontinuierlichen Diskontinuität" ihre Legitimation aus einer Verflechtung verschiedener zeitlicher Ebenen mit Blick auf das Heute schöpft, wobei die komplexe Struktur aus Geschehenem und Gegenwart unter Zuhilfenahme wichtiger Aspekte von Benjamins Geschichtsdenken an Konturen gewinnt. Dazu wird zunächst die Stellung der Geschichte in Celans Poetologie anhand einer fokussierten Analyse des "Meridian" expliziert, um die Rolle des geschichtlichen Momentes im Gang der Argumentation herauszuarbeiten. Im zweiten Teil werden die herausgestellten poetologischen Elemente im konkreten Gedicht verfolgt. Aufbauend auf der Benjamin'schen Denkfigur des Eingedenkens soll anhand einer Analyse des Gedichtes "Oben", geräuschlos der geschichtliche Zugriff in seiner schematischen Ausprägung verdeutlicht werden, wobei die Bewegung des Eingedenkens als analytische Brille und Konvergenzpunkt dient.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
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    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Celan, Paul; Der Meridian; Lyrik; Geschichtsdenken; Benjamin, Walter
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  11. Imitatio Christi als fixe Idee : Pathographie und Intertextualität in Gerhart Hauptmanns novellistischer Studie "Der Apostel"
    Erschienen: 07.01.2025

    In seiner novellistischen Studie "Der Apostel", die 1890 erstmals erschien und bis heute nur selten Gegenstand der Forschung war, entwirft Gerhart Hauptmann das Psychogramm eines einzelgängerischen Anonymus. Der Protagonist verbindet einen skurrilen... mehr

     

    In seiner novellistischen Studie "Der Apostel", die 1890 erstmals erschien und bis heute nur selten Gegenstand der Forschung war, entwirft Gerhart Hauptmann das Psychogramm eines einzelgängerischen Anonymus. Der Protagonist verbindet einen skurrilen Messianismus mit pantheistisch grundiertem Naturenthusiasmus, Zivilisationskritik und einer naiven Friedensideologie. Seine Isolation kompensiert er durch narzisstische Selbststilisierung und einen bis zu Omnipotenz-Phantasien reichenden Wirkungswillen. Aufgrund seiner pathologischen Psychodynamik changiert er allerdings immer wieder zwischen messianischem Sendungsbewusstsein und Inferioritätsgefühlen. [...] Indem Hauptmanns "Apostel"-Novelle die pathologische Symptomatik der Figur mit dem Epochenphänomen der Wanderprediger und messianischen Erlöserfiguren verbindet, gibt er dem individuellen Fall zugleich einen exemplarischen Charakter. Der psychischen Problematik des Apostels verleiht er durch interne Fokalisierung mithilfe erlebter Rede besondere Intensität. Dadurch entsteht ein facettenreiches narratives Experimentierfeld, in dem intertextuelle Referenzen eine symptomatische Aussagekraft gewinnen: So zeigt die Naturdarstellung und die psychologische Profilierung der novellistischen Studie aufschlussreiche, von der Forschung jahrzehntelang übersehene Affinitäten zu Goethes "Werther" und Büchners "Lenz". Im Folgenden gilt es, diese intertextuellen Vernetzungen herauszuarbeiten, um zu zeigen, inwiefern Hauptmann Motive dieser beiden kanonischen Vorgängertexte für die expressive Intensität seiner eigenen psychologischen Gestaltung nutzt, sie zugleich aber unter dem Einfluss anderer sozialhistorischer Rahmenbedingungen auf spezifische Weise transformiert.

     

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  12. Jüdische Ostern : zur politischen Poetologie Paul Celans
    Autor*in: Kashi, Daniel
    Erschienen: 07.01.2025

    Agamben ruft Celan als Zeugen seiner eigenen Philosophie auf, insbesondere seiner Vision einer neuen Gemeinschaft. [...] Das Celan'sche Judentum, das Agamben in seiner Lektüre andeutet, bezeichnete insofern essentiell eine Staatenlosigkeit und eine... mehr

     

    Agamben ruft Celan als Zeugen seiner eigenen Philosophie auf, insbesondere seiner Vision einer neuen Gemeinschaft. [...] Das Celan'sche Judentum, das Agamben in seiner Lektüre andeutet, bezeichnete insofern essentiell eine Staatenlosigkeit und eine Identität, die nicht mehr gesetzlich-normativ bestimmbar ist und aus Agambens Perspektive insofern zu einer Figur der Nicht-Identität wird, die gewissermaßen der Subjektivierungsform (oder besser Subjektivierungsform) einer kommenden Gemeinschaft beliebiger Singularitäten entspricht. Dieses Konzept entwirft Agamben gegen die Bestimmung des Politischen und der damit zusammenhängenden Konzeption einer politischen Gemeinschaft, wie sie Carl Schmitt konzipiert, die sich auf der Unterscheidung von Freund und Feind gründet. Ziel dieses Aufsatzes ist es zu zeigen, dass sich Celans politische Poetologie zwar einerseits tatsächlich einer solchen Konzeption des Gemeinschaftlichen annähert, dies aber gerade nur vor dem Hintergrund einer fundamentalen Feindschaft vermag. Celan kann insofern nicht als Entlastungszeuge für Agambens utopistische Philosophie fungieren, vielmehr bezeugt er die notwendige Einbettung radikaler Politik in akute politische Kämpfe und steht dabei sowohl für eine Politik, als auch für eine Gemeinschaft, die sich letztlich radikal von dem unterscheidet, was Agamben, aber etwa auch Derrida aus ihm herauslesen möchten. Als Fluchtlinien dieses Essays werden sich einerseits Celans expliziter Antifaschismus wie andererseits auch seine Vision einer Substitution des göttlichen Bundes mit einem Bund der Menschen herausstellen.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Celan, Paul; Poetologie; Politik; Gemeinschaft; Agamben, Giorgio
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  13. Die unterschätzte Radikalität von Bertolt Brechts "Trommeln in der Nacht"
    Erschienen: 07.01.2025

    "Trommeln in der Nacht" ist das erste Stück Brechts und hat damit für seine weitere Laufbahn eine nicht unerhebliche Bedeutung. [...] Eine der ersten Arbeiten der Nachkriegszeit, die in dem Stück, und vor allem in dessen Version von 1922, eine... mehr

     

    "Trommeln in der Nacht" ist das erste Stück Brechts und hat damit für seine weitere Laufbahn eine nicht unerhebliche Bedeutung. [...] Eine der ersten Arbeiten der Nachkriegszeit, die in dem Stück, und vor allem in dessen Version von 1922, eine Bedeutung für Brechts Gesamtwerk erkannten, ist der 1972 erschienene Aufsatz "'Anschauungsmaterial' for Marx. Brecht Returns to 'Trommeln in der Nacht'" von David Bathrick. Nachdem in den verschiedenen, in den 1950er und 60er Jahren herausgegebenen Sammelausgaben von Brechts Werken jeweils der überarbeitete Text aufgenommen wurde, machte sich Bathrick daran, die beiden Fassungen gegenüberzustellen, um Ansätze von Brechts später so zentralem dialektischen Theaterverständnis auch im Erstdruck nachzuweisen. Dabei deutete er bereits an, dass die Änderungen, die Brecht vornahm, die Rezeption des Stücks, vor allem des Schlusses, stark veränderten. Die Ausführungen dazu bleiben aufgrund des spezifischen Erkenntnisinteresses von Bathricks Arbeit aber vage. Der hier vorliegende Aufsatz will diesen Ansatz nun konkretisieren und dadurch eine Lesart für die frühe Fassung entwickeln, die die für das Verständnis des Stücks so zentrale Entscheidung Kraglers, sich von der Revolution abzuwenden, figurenimmanent erklärt. Dazu wird, wie bei Bathrick, die Fassungen des Erstdrucks, die auch in die Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe aufgenommen wurde - und auf die sich die Forschung mittlerweile größtenteils bezieht - mit der von Brecht in den frühen 50er Jahren umgearbeiteten Fassung verglichen. Wenn man die Wirkung der Umarbeitungen untersucht, so meine These, lässt sich behaupten, dass Kraglers Entscheidung, der Revolution den Rücken zu kehren, nur retrospektiv als der von Brecht kritisierte Verrat am Proletariat zu verstehen ist; in der ursprünglichen Konzeption der Figur stellt diese hingegen eine Befreiung aus einem Kreislauf dar, in dem Kragler immer wieder für die Ziele anderer ausgenutzt wird. Das Ausbrechen aus diesem Teufelskreis stellt, wie gezeigt werden soll, eine durchaus radikale Absage an die bestehenden Verhältnisse dar; das von vielen Kritikern vermisste Engagement oder vielleicht sogar der Tod Kraglers für die Revolution wäre im Vergleich lediglich eine "Kapitulation vor der Romantik" gewesen.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Brecht, Bertolt; Trommeln in der Nacht; Fassung; Revolution <Motiv>
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  14. Offenes Haus : suspendierte Heimkehr bei Hölderlin und Heidegger
    Erschienen: 07.01.2025

    Die Wege der Theoriegeschichte sind zwar nicht unergründlich, mitunter jedoch verschlungen genug, um an ihnen irre zu werden. Im Fall Heideggers betrifft dies vorderhand die Debatte um seine Verbannung aus dem philosophischen Curriculum, die... mehr

     

    Die Wege der Theoriegeschichte sind zwar nicht unergründlich, mitunter jedoch verschlungen genug, um an ihnen irre zu werden. Im Fall Heideggers betrifft dies vorderhand die Debatte um seine Verbannung aus dem philosophischen Curriculum, die Frankreich seit langem, Deutschland erst seit der Publikation seiner 'Schwarzen Notizhefte' 2014/15 beschäftigt. [...] Wollte man aber Heideggers Philosophie als von Grund auf nationalsozialistisch verwerfen, dann wäre es wohl konsequent, auch seine offiziellen und inoffiziellen Schüler:innen aus den Curricula zu streichen, etwa Rudolf Bultmann, Hannah Arendt, Jean-Paul Sartre, Jacques Lacan, Maurice Merleau-Ponty, Hans-Georg Gadamer, Günther Anders, Paul Ricoeur, Michel Foucault, Jacques Derrida, Emmanuel Levinas, Giorgio Agamben - womit evident der Pfad jeder sinnvollen Theoriegeschichte verlassen wäre. Davor, dass es sich bei der Konjunktur insbesondere der genannten französischen Theoretiker in den deutschen Geisteswissenschaften spätestens seit den 1980er Jahren lediglich um Re-Import, also Heimkehr des via Frankreich 'gereinigten' deutschen Irrationalismus handle, hat Manfred Frank bereits 1988 gewarnt: "Mir scheint, hier saugen die jüngeren Deutschen begierig, unter dem Vorgeben der Öffnung ins Französisch-Internationale, ihre eigene nach dem Dritten Reich unterbrochene irrationalistische Tradition wieder ein". Indes besteht immer auch die Möglichkeit - nach Heidegger und seinem Gewährsmann Hölderlin sogar die Notwendigkeit -, dass der von zu Hause Fortgegangene als ein anderer, fern der Heimat Gewandelter wiederkehrt, wie auch, dass die Heimat, in die er zurückkehrt, nie dieselbe ist, die er zurückgelassen hat. Um die Frage nach Heimkunft und Rückkehr in ihrer strukturellen, logischen und poetischen Dynamik mit derjenigen nach Heideggers philosophischem Erbe zu verknüpfen, mag es also angehen, noch einmal auf ihn zurückzukommen, und zwar anhand eines Textes, der seinerseits zu Friedrich Hölderlin zurückkehrt; genauer: zu dessen berühmter Elegie "Heimkunft/An die Verwandten", deren biographischen Anlass die Heimkehr des Dichters nach seiner erneuten Entlassung als Hauslehrer im Frühjahr 1801 bildet. Die Rede ist von Heideggers gleichfalls "Heimkunft/an die Verwandten" betitelter Gedenkrede zu Hölderlins 100. Todestag, gehalten im Juni 1943 in der Aula der Universität Freiburg und gedruckt 1944 in den Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Dabei kommt es auch auf die Datierung beider Texte an: Hölderlins Elegie bezieht sich auf den Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801, der den Zweiten Koalitionskrieg des alten Reiches und seiner Verbündeten gegen Frankreich beendet und dessen freudige Botschaft Hölderlins Gedicht dem heimischen Nürtingen übermittelt - ein poetischer Triumphzug also, wenigstens auf den ersten Blick. Heideggers Rede kommt auf diesen dichterischen Triumph zurück, nur wenige Monate nach der Schlacht um Stalingrad, als Weltkrieg und Drittes Reich verloren sind und die einzigen, die (wenn überhaupt) heimkehren, traumatisierte und versehrte Soldaten.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Hölderlin, Friedrich; Rezeption; Heidegger, Martin; Heimkehr <Motiv>
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  15. Ein narrativer Steinbruch als Materialästhetik : Stichworte zu den Kurzgeschichten in Thomas Harlans Prosaband "Die Stadt Ys"
    Erschienen: 07.01.2025

    Der Prosaband "Die Stadt Ys" erschien 2007. Er ist nach den Romanen "Rosa" (2000) und "Heldenfriedhof" (2006) Harlans letzte Prosaveröffentlichung, an deren Herausgabe er selbst mitwirkte und deren Druckfassung er autorisierte. [...] Über die zumeist... mehr

     

    Der Prosaband "Die Stadt Ys" erschien 2007. Er ist nach den Romanen "Rosa" (2000) und "Heldenfriedhof" (2006) Harlans letzte Prosaveröffentlichung, an deren Herausgabe er selbst mitwirkte und deren Druckfassung er autorisierte. [...] Über die zumeist kleinformatigen Kurzgeschichten ist Harlans perturbatorische Erzählweise eher zugänglich als über die erheblich großformatigeren Geschichten im letzten der drei Teile des Prosabands oder gar über die Iyob-Geschichte im mittleren Teil oder die Romane. Daher hat die Untersuchung der Kurzgeschichten hinsichtlich der folgenden Texte eine propädeutische Funktion. Sie zeigt auf dem Weg eines close reading, mit welchen erzählerischen Mitteln Harlans Text Leser:innen, die kohärente, sukzessiv-linear zu lesende Texte erwarten, extrem verwirren und hilft auf diese Weise vielleicht, diese Verwirrung nicht nur zu tolerieren, sondern den Blick freiwerden zu lassen für die staunenswerte Virtuosität dieser Texte.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Harlan, Thomas; Kurzgeschichte; Ästhetik
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  16. Bruder Jakob : "Hamlet oder Hekuba" als Legende von Schmitts Rolle im Nationalsozialismus
    Erschienen: 07.01.2025

    Carl Schmitt (1888–1985) wird heute als Jurist wie als historischer Akteur - 'Kronjurist' des Weimarer Präsidialsystems wie des Nationalsozialismus - weltweit extensiv und intensiv diskutiert. Es ist bekannt, dass Schmitt vor wie nach 1945 zu... mehr

     

    Carl Schmitt (1888–1985) wird heute als Jurist wie als historischer Akteur - 'Kronjurist' des Weimarer Präsidialsystems wie des Nationalsozialismus - weltweit extensiv und intensiv diskutiert. Es ist bekannt, dass Schmitt vor wie nach 1945 zu autobiographischen Legenden und Mystifikationen neigte: Er argumentierte in historischen Parallelen und verglich seine Stellung und Rolle mit 'klassischen' Autoren wie Thomas Hobbes oder auch Donoso Cortés. Intensiv rezipierte er seit früher Jugend Dichtung, suchte den Kontakt zu Künstlern und bewegte sich auch in der Bohème. Der folgende Text analysiert eine zentrale autobiographische Spiegelung und apologetische Legende: Schmitts Hamlet-Identifikation. Er betrachtet Schmitts Büchlein "Hamlet oder Hekuba" von 1956 als eine autoritative Leseanweisung an das Publikum und kritisiert die Identifikation mit Hamlet und König Jakob. Schmitts Mystifikationen changieren zwischen tagträumerischer Phantasie und strategischen vergangenheitspolitischen Legenden. [...] Sein hermetischer Text wurde bislang kaum verstanden, weshalb die folgende Analyse der Legende strikt folgt und sie in manchen Konsequenzen vielleicht wörtlicher dechiffriert, als Schmitt es beabsichtigt haben mag. [...] Schmitts Hamlet-Identifikation ist aber die zentrale Botschaft der Schrift. Das rechtfertigt ein pedantisches Vorgehen. [...] Der folgende Text geht von dem Befund aus, dass Schmitt mit seiner Hamlet-Deutung den "Einbruch" des Nationalsozialismus in sein Leben reflektierte und seine Rolle im Nationalsozialismus in hermetisch-apologetischer Form thematisierte. Auch seine exoterischen Erklärungen der Hamlet-Schrift sind demnach Ablenkungsmanöver: die halböffentliche Rede "Was habe ich getan?" von 1956 sowie der Aachener Vortrag "Hamlet als mythische Figur der Gegenwart" von 1957. Der Aachener Vortrag thematisiert, Überlegungen zum "Genie-Kult" und zur Dialektik von Psychologisierung und Historisierung weiterführend, die "bürgerliche" Psychologisierung des Hamlet-Mythos in repolitisierender Absicht und generalisiert das Intellektuellen-Problem, das Schmitt mit Hamlet betont: ein "Mißverhältnis von Denken und Tun". Wichtiger ist aber die Frage, ob das überhaupt Schmitts Problem war.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Schmitt, Carl; Nationalsozialismus; Autobiografische Literatur
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  17. Schillers "kleine Hasenjagd" und das Populäre der 'Anderen'
    Erschienen: 07.01.2025

    Ausschlaggebend für die steigende Relevanz des Popularitätsdiskurses insbesondere im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts sind vor allem Johann Gottfried Herders vielschichtige Bemühungen um eine Aufwertung der Volkspoesie. Seine Versuche,... mehr

     

    Ausschlaggebend für die steigende Relevanz des Popularitätsdiskurses insbesondere im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts sind vor allem Johann Gottfried Herders vielschichtige Bemühungen um eine Aufwertung der Volkspoesie. Seine Versuche, Volkskultur in das Feld der Hochkultur zu inkludieren, indem er das Volk als Trägerschicht einer natürlichen Form von Dichtung konstituiert, führen zu einer neuen Betrachtung des Populären, die auch literaturpolitische Folgen birgt. Bisher kaum in den Blick geraten ist die Gegenkategorie des nun positiv konnotierten Popularitäts- und Volksbegriffs, ohne die der Aufstieg des Populären nicht beschreibbar ist. Denn nach wie vor gibt es den unvernünftigen, vulgären und damit abzulehnenden "Pöbel auf den Gassen", und dieser, das macht bereits Herder deutlich, "singt und dichtet niemals, sondern schreyt und verstümmelt". [...] Die zunehmend deutlich werdende Trennung zwischen dem 'guten', moralischen Volk, dessen kulturelle Erzeugnisse aufgewertet werden, und dem unmoralischen Pöbel mitsamt dem nach wie vor abzulehnendem Vulgären ist bisher weitestgehend unerforscht. Dabei entfacht diese Trennung in den Jahren um 1800 eine zusätzliche Dynamik, wie sie sich beispielsweise in der Schiller-Bürger-Kontroverse spezifiziert. [...] In den Verhandlungen um wünschenswerte und abzulehnende populäre Literatur ist es vor allem Friedrich Schiller, der den Diskurs nachhaltig beeinflusst. Und doch wurden Schillers ästhetische Schriften bisher kaum im Hinblick auf die Populärkulturforschung oder die Differenzierung von Hoch- und Volkskultur gelesen. Schiller scheint eine Schlüsselfunktion in den Reflexionen um die Voraussetzungen und Chancen populärer Kunst zuzukommen, welche weit über die Schiller-Bürger-Kontroverse hinaus reicht. In den ästhetischen Abhandlungen der 1790er-Jahre sind Fragen der Popularität immer wieder präsent und geben Anlass, Fragen rund um Massentauglichkeit, literaturpolitische Strategien und ästhetischen Anspruch zu verhandeln. Auch für Friedrich Schiller, insbesondere in seiner Rolle als Volkserzieher, ist schließlich ein gewisser Erfolg in der Masse unentbehrlich. Für eine erste, isoliert betrachtete Analyse soll Schillers, Aufsatz "Über naive und sentimentalische Dichtung" herangezogen werden. Insbesondere im dritten Teil der Abhandlung, "Über die beiden Abwege naiver und sentimentalischer Poesie", wirft Schiller dezidiert einen Blick auf gescheiterte, und zwar naive wie sentimentalische Literatur, wobei er auf die Ursachen, warum ästhetisch wie moralisch minderwertige Literatur dennoch Popularität generieren kann, ebenso eingeht wie auf die daran beteiligten Akteure. Der folgende Text versteht sich keineswegs als umfassende Analyse von Schillers "Über naive und sentimentalische Dichtung", sondern möchte vielmehr ein Schlaglicht auf Friedrich Schillers argumentative Aushandlungen um wünschenswerte und abzulehnende populäre Literatur werfen. Ein besonderer Fokus soll dabei auf den Fragen nach den Strategien liegen, mit denen Schiller über Exklusion und Inklusion einzelner literarischer Akteure entscheidet. Wer ist Adressat dieser (Ab-)Wertungen und Ausgrenzungen? Wie werden diese Wertungen legitimiert und wie versucht Schiller damit, gewohnte Strukturen (das heißt Strukturen, in denen er über Deutungshoheit verfügt) zu stabilisieren? Besonders interessant zu sehen ist dabei, wie die Popularität der vermeintlich minderwertigen Literatur Schiller und die geringere Popularität seiner literarischen Artefakte unter Rechtfertigungsdruck setzt, wie er mit diesem umgeht und welche Anschlusskommunikation sich daraus ergibt.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Schiller, Friedrich; Über naive und sentimentalische Dichtung; Literarische Wertung
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  18. Weimarer Beiträge 68/2022
    Erschienen: 07.01.2025

    Die Weimarer Beiträge sind eine Zeitschrift für Literaturwissenschaft, aktuelle ästhetische Theorie und Kulturwissenschaft. Zu Ihren Schwerpunkten gehören moderne Literatur im Rahmen anderer Künste und Medien, die Wechselbeziehungen von Literatur,... mehr

     

    Die Weimarer Beiträge sind eine Zeitschrift für Literaturwissenschaft, aktuelle ästhetische Theorie und Kulturwissenschaft. Zu Ihren Schwerpunkten gehören moderne Literatur im Rahmen anderer Künste und Medien, die Wechselbeziehungen von Literatur, philosophischer und ästhetischer Reflexion sowie die kritische Analyse der Gegenwartskultur.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Teile des Periodikums; PeriodicalPart
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Literaturwissenschaft; Ästhetik; Kulturwissenschaften; Literaturtheorie; Kulturphilosophie
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  19. Buch des Monats Februar 2025

    Kurzvorstellung der folgenden Publikation: 78 Spruechwoerter in Bildern. - Esslingen a/N. : Verlag von J. F. Schreiber, [ca. 1840]. - 12 Blaetter Tafeln, 2 ungezaehlte Seiten : Illustrationen mehr

     

    Kurzvorstellung der folgenden Publikation:

     

    78 Spruechwoerter in Bildern. - Esslingen a/N. : Verlag von J. F. Schreiber, [ca. 1840]. - 12 Blaetter Tafeln, 2 ungezaehlte Seiten : Illustrationen

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Teile des Periodikums; PeriodicalPart
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Grafik; Druckgrafik, Drucke (760); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Schlagworte: Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke; Geschichte 1801-1870; Kinderliteratur; Lithografie; Sprichwort
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

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