Die traditionell als „schwach“ bezeichneten Maskulina des Deutschen neigen bisweilen dazu, sich dem dominanten, „starken“ Flexionsmuster anzuschließen, insbesondere dazu, im Dativ/Akkusativ Singular endungslos aufzutreten (dem/den Kandidat statt dem/denKandidaten). Formen dieser Art bilden einen klassischen Zweifelsfall. In unserem Beitrag untersuchen wir dieses Phänomen im spontanen, mündlichen Sprachgebrauch im Vergleich mit der Schriftsprache. Dabei gehen wir auch auf die Frage ein, wie sich mündliche und schriftliche Korpusdaten sinnvoll vergleichen lassen. Unsere Auswertung ergibt, dass endungslose Formen in den mündlichen Daten zwar erwartungsgemäß häufiger sind als in den schriftlichen, dass aber auch mündlich die endungshaltigen Varianten noch deutlich überwiegen. Mit Hilfe logistischer Regressionsanalyse untersuchen wir den Einfluss der „Medialität“ (Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit) im Zusammenspiel mit bereits bekannten innersprachlichen (u.a. semantischen und phonotaktischen) Steuerungsfaktoren. Der Befund, dass endungslose Formen mündlich weiter verbreitet sind als schriftlich, lässt sich als synchroner Reflex einer allgemeineren diachronen Tendenz des Deutschen zum Abbau substantivischer Kasusflexion auffassen.
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