In der Tat können Sprichwörter – trotz ihrer Kürze – dazu dienen, die komplexesten und vielfältigsten Botschaften auf dennoch prägnante Art und Weise zu transportieren. In dieser Eigenschaft scheint einer der Gründe für die nicht nachlassende Faszination zu liegen, die vom Phänomen ‘Sprichwort’ ausgeht. Die hier geschilderte Kombination aus Prägnanz und Komplexität wird besonders dann evident, wenn man ein Sprichwort nicht in Isolation von seinem Kontext betrachtet – „in der Sammlung ist das Sprichwort tot“ (Röhrich /Mieder 1977, S. 81) –, sondern tatsächliche Verwendungssituationen berücksichtigt. Eine solche Erfassung von „Sprichwörter[n] in ihrer Gebrauchssituation“ (Röhrich / Mieder 1977, S. 80) ist das zentrale Anliegen des vorliegenden Beitrags, in dem der Fokus auf der Erfassung der Bedeutung und des Gebrauchs deutscher Sprichwörter liegt. Es wird gezeigt, inwiefern man auf der Basis von Korpora, d. h. durch den Rückgriff auf „geronnenes sprachliches Wissen“ (Steyer 2004, S. 92) zu einer auch im Hinblick auf den aktuellen Sprachgebrauch adäquaten lexikografischen Beschreibung von Sprichwörtern gelangen kann.
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