Splitterpoetologie: Thomas Manns Gerda-Komplex zwischen Bibliothek, Frühwerk und "Joseph in Ägypten"
Was ist eine Autor:innenbibliothek und wie lässt sich mit ihr literaturwissenschaftlich arbeiten? In welchem Verhältnis zeigen sich in einem Romantext wie Thomas Manns »Joseph in Ägypten« (1936) die in seiner Nachlassbibliothek physisch erhaltenen,...
mehr
Was ist eine Autor:innenbibliothek und wie lässt sich mit ihr literaturwissenschaftlich arbeiten? In welchem Verhältnis zeigen sich in einem Romantext wie Thomas Manns »Joseph in Ägypten« (1936) die in seiner Nachlassbibliothek physisch erhaltenen, die bloß sekundär belegbaren und die nichterhaltenen Lektüren des Autors? Wie fügen sich daraus Textmotive und Bedeutungssplitter zu einem narrativen Muster zusammen, und wie verändert sich dieses von Text zu Text? Schönbächlers Studie geht solchen Fragen anhand eines Motivkomplexes nach, der in Thomas Manns Frühwerk Gestalt annimmt und der im dritten Band der »Joseph«-Tetralogie einen bedeutsamen Wandel durchläuft: Erstmals widerfährt einer Frauenfigur die Mann`sche ›Heimsuchung‹ von der eigenen Leidenschaft. Geschlecht wird so zum Vehikel, das in der Zeit des deutschen Faschismus eine Ehrenrettung früherer Vorstellungen von Deutsch- und Künstlertum erlaubt. Schönbächlers intertextuell-poetologische Perspektive macht einerseits die Durchlässigkeit zwischen Bibliothek und Werk sichtbar und andererseits deren Diskurspoetologie.
|
Franz Kafka ; Schrift und Medialität
"Aber jeden Tag soll zumindest eine Zeile gegen mich gerichtet werden wie man die Fernrohre jetzt gegen den Kometen richtet." Franz Kafka Im Spannungsfeld von Schrift und Medialität gewinnt das Schaffen Franz Kafkas eine gleichermaßen profunde wie...
mehr
Volltext:
|
|
Zitierfähiger Link:
|
|
"Aber jeden Tag soll zumindest eine Zeile gegen mich gerichtet werden wie man die Fernrohre jetzt gegen den Kometen richtet." Franz Kafka Im Spannungsfeld von Schrift und Medialität gewinnt das Schaffen Franz Kafkas eine gleichermaßen profunde wie paradoxe Dynamik: Zwischen Schreibprozess und Schriftprodukt entsteht eine Bewegung, indem bereits Bestehendes durch Bezugnahmen auf eigene wie fremde Texte und Medien immer wieder von Neuem um- und weitergeschrieben wird. Diesem Zusammenhang ist das vorliegende Buch gewidmet, das 100 Jahre nach Kafkas Tod die unverminderte Aktualität seines Werks betont. Im Fokus stehen zentrale Schlüsseltexte eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur: von den großen Romanen über die vielfältigen Erzählungen und Kurzprosaformen aus sämtlichen Schaffensphasen bis hin zu Kafkas autobiografischem Schreiben in seinen Briefen und Tagebüchern. Unter dem Aspekt von Schrift und Medialität werden dabei sowohl Beziehungen der literarischen Texte zu anderen visuellen bzw. auditiven Medien wie Bild- und Klangelementen oder Filmen als auch die Medialität der Schrift an sich verhandelt, ergänzt etwa um die verwendeten Materialien wie Papier, Bleistift oder Federhalter und ihre Relevanz für ein existenzielles, als Lebensprojekt angelegtes Schreibprogramm.
|