Dorothea Dieckmanns farbiger, dramatischer Roman zeichnet das Portrait einer Frau und einer ganzen Generation: die eigentümliche Widerstandslosigkeit ihrer Existenz und die immer utopischer werdende Sehnsucht nach einer eigenen Geschichte. Selbstbegegnungen in der Provinz, im geschichtslosen Raum. Marx, die Stones und Sergio Leone waren ihre Götter. "Easy Rider" war noch immer Kult, und Camus und Sartre waren die Themen in den Schulpausen, zwischen Lehrerparkplatz und Eduscho. Nun, zwanzig Jahre später, treffen sie sich wieder, in der Gaststätte "Waidmannsruh". Draußen fällt Schnee. Es wird ein bizarrer Abend. Fast alle sind gekommen, und Marie, die Erzählerin, mischt sich in den Kreis der Gesichter, der schnell wieder vertrauten Stimmen. Befangenheiten, offene Rechnungen und unerfüllte Wünsche, abgebrochene Karrieren und zufriedene Mittelmäßigkeit wie in einer Versuchsanordnung treibt die kleine geschlossene Gesellschaft auf Reaktionen zu, die niemand erwartet und gewollt hat. Der Alptraum der Klasse, der Selbstmord von Erdmute, kommt wieder hoch. Doch sicher wird alles gut, wenn Johnny erscheint, früher der Prinz und Retter in jeder Situation. Es ist wahrlich eines langen Tages Reise in die Nacht, sich steigernd in eine alkoholumnebelte Klarsicht. Auch Marie, die skeptisch-wache Beobachterin, stürzt sich nach Mitternacht in ein Abenteuer voll komischer Aussichtslosigkeit.
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