Herrschaft und Sexualität in Franz Kafkas Romanen Der Proceß und Das Schloß Die Arbeit behandelt das Verhältnis von Herrschaft und Sexualität. Kafka entwirft innerhalb der Kälte und Ausweglosigkeit seiner fiktionalen Welt ein psychisch realistisches Bild seiner Figuren. Die K.s, Josef K. im Proceß und K. im Schloß gehen an der aufgezwungenen und der selbst gewählten Auseinandersetzung mit den bürokratisch arbeitenden übergeordneten Behörden zugrunde. Die Darstellung der Bürokratie erscheint im Werk als äußere Herrschaft, der innere Unfreiheit und Selbstunterdrückung entsprechen. Kafka erschafft ein Zusammenspiel dieser äußeren und inneren Herrschaftsmomente, durch die das Selbst seiner Hauptfiguren untergeht. Kafka zeigt Bewußtsein und Außenwelt der Figuren in einem dialektischen Verhältnis. Dieses drückt sich in der Selbstablehnung und akzeptierten Schuld Josef K.s im Proceß und in der Suche nach Identität und Selbstbehauptung K.s im Verhältnis zur Behörde im Schloß aus. Kafkas bürokratische Apparate zeigen die Tendenz, die Gesellschaft zu unterminieren und völlig zu beherrschen. Dies geschieht, ohne direkte Gewalt auszuüben. So sind sie einerseits jenseits von Legitimität und Vernunft, andererseits gerade dadurch jeder Kontrolle enthoben. In der Arbeitsweise der bürokratischen Systeme erscheinen totalitäre Herrschaftsformen, die in den Leistungsstrukturen, dem Expansionsdrang und dem Konkurrenzstreben der bürgerlichen Gesellschaft angelegt sind. Das Individuum paßt sich in seiner psychischen und geistigen Ausrichtung an das bestehende Allgemeine an, um zu überleben. Das individuelle Verhalten gegenüber der Bürokratie reicht von devoter Anbiederung und hingebungsvoller Gläubigkeit bis zu emotionaler Auflehnung und entschiedenem Widerstand. Schon die innere Abkehr von der Macht zeigt sich als schwer zu vollziehende Aufgabe, da sie Verständnislosigkeit und Ausgrenzung und daraus resultierend unaufhebbare Einsamkeit mit sich bringt. In der Sexualität erscheint die Spaltung des Ich in ersehnte ...
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