Leon Spihr hat ein Problem mit der Wirklichkeit. Seit seiner Geburt an einem schönen Augustmorgen im pophistorisch verhängnisvollen Jahr 1969 geht eigentlich alles in die Brüche. Sogar die Musik, stärkste und tröstlichste Kraft in seinem Leben, hat ihre Magie verloren. Spihr hat sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen: Frau und Kinder, Beruf, sogar seine Band. Schließlich heuert er für einen Sommer als Lebensmittellieferant in Blankenese an, dem Beverly Hills der Hamburger Westside. Als Spihr dort seiner großen Hassliebe »Krimhild« wieder begegnet, beginnt er einen verhängnisvollen Racheplan zu schmieden, von dem ihn nicht einmal Vivi abbringen kann, die zauberhafte Lebenskünstlerin mit dem Schnurrbart aus Puderzucker und dem Herzen aus Gold. Doch vielleicht bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig in dem Nobelvorort am Elbufer, der perfekten Blaupause einer elitären Republik, die das Rentenalter längst überschritten hat und sich mühsam Richtung Ziellinie schleppt. Und dieser Zusammenbruch spiegelt sich für Spihr auch im Niedergang der Popmusik wider, von Elvis‘ Heartbreak Hotel bis Bowies Blackstar. „Der Protagonist, Leon Spihr, ist zugleich Alter Ego und erfundene Figur, spielt in einer Band und hat Frau und Kinder. Der Autor Kopmann ist 1968 in einer Provinzstadt der Südheide geboren und lebt inzwischen selbst an der Elbe. In subtilen Rückblenden wird von einer Kindheit und Jugend der 70er- und 80er-Jahre am Rande der Südheide, in einer „Fachwerkperle“ von Stadt erzählt, wo sich der Protagonist nirgendwo richtig zugehörig fühlt. Beleuchtet wird nebenher ein wenig bekanntes Kapitel bundesdeutscher Provinzlebenswirklichkeit aus der Sicht eines Heranwachsenden, die sich fern von studentischen Metropolen, RAF und Blumenkindern abspielte, die aber die Zeit der heute noch nicht ganz oder schon Fünfzigjährigen grundierte... Es ist ein (fast) romantischer Roman aus der Generation, die mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts mehr oder weniger geschichtslos in Führungspositionen aufstieg und Verantwortung übernehmen musste, die das angehäufte Vermögen der Eltern erben wird, die einfach unter die Räder kam, in alle Zukunft abgehängt wurde oder nur skrupellos weiter Geschäfte macht und gut leben will, wie zu allen Zeiten“ (literaturkritik.de)
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