In einer persönlichen Krise stürzt sich der angehende Historiker Per in die Erforschung der Vergangenheit seines Großvaters Friedrich. Aber erst als er Friedrich dessen vergeistigten Bruder Martin an die Seite stellt, gewinnt er ein tatsächliches Bild vom Glanz und Niedergang seiner Familie. In dem ihm immer fremd gebliebenen Nazi-Opa entdeckt er einen rebellischen jungen Mann, der uns viel näher ist, als uns lieb sein kann. Seine Liebe jedoch gilt dem Großonkel Martin. "Flut und Boden" ist eine deutsche Familiengeschichte aus dem 20. Jahrhundert, aber vor allem ein herausragendes literarisches Debüt. „Er baut das zwanzigste Jahrhundert wie eine Drehbühne und füllt die Kulissen mit Requisiten und Figuren. Das alles greift dann mit großer stilistischer Eleganz und dramaturgischer Stringenz ineinander. Es gelingt ihm tatsächlich, einen Kontext zu schaffen, in dem Sätze wie "Hier darf sie abends die Steckfrisur lösen und dem röchelnden Punsch auf dem Stövchen lauschen" aufhören, unfreiwillig komisch zu sein... Ihm sei schon klar, gibt Leo zu, so zerknirscht wie seine Oma angesichts des Hühnerfrikassees, dass er den geradezu idealen Jurorenroman geschrieben hat, mit allem, was so ein Buchpreis braucht – mit Tellkamp-Sätzen, SS-Opas, sogar mit ein bisschen Fußball. Aber das ist jetzt wirklich kein Grund, ihm keinen zu geben. Denn auch wenn es überhaupt gar keine Preise gäbe, wäre "Flut und Boden" ein großes, wichtiges Buch“ (Die Welt). Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse: Der Historiker Per Leo erzählt eine Geschichte seiner Familie. "Das einzige, was irgendwie funktionierte, war Nazis jagen. Einen Nazi, genauer gesagt. Einen toten Nazi, um noch genauer zu sein. Zeit seines Lebens hatte mir mein Großvater kaum etwas bedeutet. Aber jetzt, als toter Sturmbannführer, wurde er mir ein treuer Begleiter, eine echte Stütze in der Not" (Platz 9 der SWR-Bestenliste im März 2014). „Der Historiker Per Leo hat jetzt die eigene Familiengeschichte mit ungewohnten stilistischen und dramaturgischen Mitteln zum Roman geformt. Der sehr heutige „Nazienkel“ arbeitet sich, mit großer Zuneigung zu seinen Figuren, auch in die dunklen Seiten der deutschen Vergangenheit hinein“ (Jurybegründung, Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2014 in der Kategorie Belletristik) Aus einer studentischen Depression und Sinnsuche heraus begibt sich der sensible Verfasser auf die Spurensuche nach seiner Familie väterlicherseits. Regelmäßig machte man sich auf aus dem Süden der Republik auf den Weg an die Weser nach Vegesack in das hochherrschaftliche Haus der Großeltern. Hier wuchs Großvater Friedrich mit seinen Geschwistern heran. Er schloss sich den Nazis an und wurde Abteilungsleiter im "Rasse-und Siedlungshauptamt", das für die Vernichtung der Juden zuständig war. Während Großvater Friedrichs bürgerliche Intelligenz dem Rassenwahn weicht, ist sein Bruder Martin ein vergeistigter Träumer. (Cornelia Jetter)
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