»Die Musik des 1969 […] geborenen Komponisten Enno Poppe ist eine Zumutung. Sich ihr auszusetzen erfordert ein gehöriges Maß an Zähigkeit, Ausdauer und einen starken Willen ‒ Eigenschaften, die auch den Autor selbst kennzeichnen. Denn was Poppe in die Hände gerät, das quetscht er aus, geduldig, hartnäckig, ja, man möchte fast sagen: stur. Da braucht es am Anfang nur wenig, um am Ende mit viel da zu stehen: kleine Motive, enge Intervallräume, kurzatmige Rhythmen, scharf umrissene Klangfelder. Eines seiner besten Stücke […] hat er der Hammond-Orgel gewidmet, einem Instrument also, das ob seiner Popularität in Rock, Jazz und Pop für die Kunstmusik eigentlich verbrannt schien. Mit nölender Intensität ringt Poppe in der dreiteiligen Arbeit einer computersimulierten und tüchtig verstimmten Hammond-Orgel dann aber doch so viel Eigensinn ab, dass er es sich locker erlauben kann, das öffentliche Lotterleben der Orgel nicht etwa zu verdrängen, sondern offen auszuspielen – beispielsweise die skalenartigen Fanfaren, mit denen die Hammond-Orgel in Eishockey-Stadien den Torschuss feiert. Die kongeniale Interpretation durch den Berliner Pianisten Ernst Surberg ist das Herzstück dieser neuen, von Poppe selbst zusammen gestellten und in Teilen auch dirigierten CD, die weitere Entdeckungen enthält: das sich unaufhaltsam zuspitzende Klaviertrio Trauben etwa oder das überraschend spielerische und lautmalerische Vokalsolo Wespe mit dem Countertenor Daniel Gloger auf einen Text von Marcel Beyer.« (Raoul Mörchen, RONDO [www.rondomagazin.de], 29. Juni 2013)
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