Artur Beckers Roman "Drang nach Osten" (2019) ist trotz der bewegungsbegehenden Vokabel 'Drang' und der Himmelsrichtung im Titel keine Reiseliteratur: jedenfalls keine einfache. Wenn es darin um Reisen und Reisende, um Ankommende und Emigrierte sowie ihre Versuche geht, einen von ihnen einmal eingenommenen, zugewiesenen oder verlassenen ostmitteleuropäischen Ort - das masurische Olsztyn, die Kleinstadt Bartoszyce, zuvor bis 1945 "Bartenstein", das Dorf Galiny, vormals "Gallingen" - in narrativer Form aufleben zu lassen und damit (erneut) zu bereisen, so erfolgt es als eine Erzählung im Zeichen der Brüche, die auch solche in der Beschreibung sind. Diese Bruchkanten weist der von der Kritik wohlwollend aufgenommene3 Roman aus mit einer den einzelnen Teilen alternierend vorangestellten, in der konzeptbegrifflichen Übernahme nicht unproblematischen Leitdifferenz von 'Schwerkraft' und 'Gnade' der französischen Denkerin und Publizistin Simone Weil (1909-1943).
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