Das im Alltag übliche Verfahren der Sprachbewertung besteht in der Regel darin, daß stückhaft und willkürlich geurteilt wird. Linguistisch gestützte Sprachbewertung im Rahmen von Sprachberatung sollte den Sprachteilnehmer aber in den Stand versetzen, mit dem Gesamtkomplex Sprache im Sinne gelingender, glückender Kommunikation umzugehen, d.h. Kommunikation als Handeln zu betrachten, das sich immer in Situationen und vorwiegend in Texten vollzieht und sich demzufolge auch nach deren Bedingungen zu richten hat. Der bisher dominierenden, auf kleinere Einheiten als den Text gerichteten nicht situationsbezogenen und einsträngigen Bewertung soll eine komplexe Vorstellung von Bewertung gegenübergestellt werden, die sich am zentralen Kriterium der Adäquatheit orientiert. Es wird gezeigt, daß man mit einem entfalteten, differenzierten Adäquatheitsbegriff, der alle Aspekte der Kommunikation umfaßt, über ein leistungsfähiges Gefüge von Bewertungskriterien verfugt. Im Zentrum der Überlegungen steht die Beobachtung, daß Adäquatheitskriterien je nach Textsorte verschieden gewichtet sind und daß man die solcherart gewichteten Kriterien als Bestandteile von Textmustern vorfindet. Textmuster enthalten neben den spezifischen Adäquatheitskriterien auch allgemeinste Regeln für kommunikatives Handeln, Maximen in der jeweils für die betreffende Textsorte zutreffenden Auswahl und Wichtung. Beispiele für Textmuster und ihre spezifischen Angemessenheitskriterien werden gegeben. Eine Auswahl von Maximen wird angeführt und erläutert.
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