In tiefer brandenburgischer Provinz will der Berliner Autor den Stand der Dinge 2 Jahrzehnte nach der Einheit erkunden. Schnell ist er von den Menschen dort wie verzaubert, von Jungen wie Alten, meist sozial Deklassierten, erlebt vieles überwiegend...
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In tiefer brandenburgischer Provinz will der Berliner Autor den Stand der Dinge 2 Jahrzehnte nach der Einheit erkunden. Schnell ist er von den Menschen dort wie verzaubert, von Jungen wie Alten, meist sozial Deklassierten, erlebt vieles überwiegend als "geil, absolut durchgeknallt". (Gert Kreusel) Des Reporters Neugier galt "allem: Proll, Hartz IV, Nazirock, Deutschlands besten Biersorten und den Wurzeln der Gegenwart". Expeditionsziel des ostalgisch angehauchten Westlers war eine brandenburgische Kleinstadt. Von Uslar (geboren 1970) ereilt eine Offenbarung: Wohl findet er 2009 die bekannten Klischees, aber er hinterfragt sie und nach der fast pausenlosen Sauferei mit für ihn aufregenden, weil seinen Berliner Freunden nicht ähnlichen "Ureinwohnern" kommt es fast zur Liebeserklärung: "Wahnsinnig gern" hat er sie, empfindet alles als "geil, absolut durchgeknallt". Das klingt nach Sozialromantik und tatsächlich gehen von Uslar Maßstäbe verloren. Aber das mag dem Unternehmen sogar gut tun, auch eine Manieriertheit wie beim Romandebüt (ID 21/06) ist nicht zu entdecken. Stattdessen eine frische, schon für Jugendliche schwungvoll zu lesende 3-Monate-Langzeit-Reportage mit einem ganz eigenen Schreibrhythmus über eine soziale Schicht, die landläufig den Verlierern von Wende und Einheit zugerechnet wird - es letztlich auch ist. Mit Nähe zum Erfolgsbuch von D. Moor (BA 2/10) und zu R. Boyes (BA 8/10). (2 S) (Gert Kreusel)
