Mit dem Furor eines einzigen Satzes umkreist die Novelle den letzten Moment vor der Kündigung: Frau Gilsbrod, Diva des Hauses und Muse des Dirigenten, gerade im Begriff ihr erstes viergestrichenes C im fortissimo zu singen, hat sich im Text verhakt...
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Mit dem Furor eines einzigen Satzes umkreist die Novelle den letzten Moment vor der Kündigung: Frau Gilsbrod, Diva des Hauses und Muse des Dirigenten, gerade im Begriff ihr erstes viergestrichenes C im fortissimo zu singen, hat sich im Text verhakt und wartet auf den Einsatz der Souffleuse. Doch die kann ihr den Text nicht geben, denn sie muss beim Anblick der Gilsbrod schrecklich lachen. Während Gilsbrod ihre Koloratur verzweifelt auf a weitersingt, steigert sich die Souffleuse in die Versatzstücke ihrer Erinnerung hinein. Kindheitsbilder tauchen auf, die Schulzeit und immer wiederkehrend die Stimme der Mutter, die ebenfalls Souffleuse noch mitten auf der Bühne in ihrer goldbarocken Muschel saß, wo sie der Brandung des Meeres lauschend, das Theater atmen hörte. „Was Bergk zu Bruch gehen lässt, ist die Illusion vom Theater als hehrer Kunstsphäre. Etliche Stadttheaterklischees werden hier auf die Übertreibungsschippe genommen; es raunt der Kantinentratsch, schwatzen die Techniker auf der Hinterbühne, wollen einsparwütige Bürgermeister das Theater zur Sparkasse machen und rückgratlose Intendanten sich dem despotischen Willen der Muse unterordnen. Nein, die Theaterwelt ist keineswegs eine bessere. Auch hier regieren Egoismus, Ruhmsucht, Hierarchiegläubigkeit und Kleingeist. Auf der Bühne und hinter den Kulissen spielen sich zwar diverse Dramen ab - bloß keine Kunst. Man wünscht dieser vergnüglichen Theaterbetriebssatire, dass sie nicht nur ihr szenebedingt interessiertes Lesepublikum finden möge, sondern auch den Weg auf die eine oder andere Bühne, ein paar Fitzelchen Rampenlicht“ (taz)