Der Ich-Erzähler in W.G. Sebalds letztem, kurz vor seinem Tod veröffentlichten Roman erstattet Bericht über seine Bekanntschaft mit dem Architekturhistoriker Jacques Austerlitz, den er in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zufällig in der Antwerpener Centraalstation kennengelernt hatte. Diesem Zusammentreffen sind, über dreißig Jahre hinweg und in mehreren europäischen Städten, zahlreiche weitere Begegnungen gefolgt. In langen Gesprächen - zumeist sich nahtlos aneinander reihende biografische Auskünfte Austerlitz' enthaltend - erfuhr der Erzähler, wie jener, der sich bis dahin für einen Engländer gehalten hatte, seiner teils ihm selbst kaum erinnerlichen, teils verdrängten Herkunft auf die Spur kam: Kind in Prag lebender jüdischer Eltern, war er im Sommer 1939, im Alter von viereinhalb Jahren, mit einem Kindertransport nach England gerettet worden und bei Pflegeeltern aufgewachsen. "Vom Schauen durch einen gläsernen Berg: Stefan Kanis hat W. G. Sebalds letzten Roman „Austerlitz“ in ein gekonntes Hörspiel verwandelt... Was der Roman durch Bildmontage und Verschachtelung schafft, kompensiert das Hörspiel mit Kurzcollagen, die rechtzeitig wegbrechen, um die erzählerischen Passagen freizustellen... Ulrich Matthes spricht nicht nur sachlich als der Dokumentator, als welchen man seine Figur oft interpretiert, sondern eher mit einem leicht fragenden Gestus... Matthes erinnert daran, dass auch das Zuhören und Aufnehmen einer solchen Geschichte wie die von Austerlitz ein anstrengender Akt ist... Die Straffung des Textes verleiht eine Spannung, die der Roman bisweilen mit Absicht verwehrt" (FAZ)
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