Der Unternehmensbereich Public Relations, der lange als Bastion der Betriebswirtschaft galt, hat in den letzten Jahren auch das Interesse von Linguisten geweckt. Der Umgang mit Sprache und ihrer Wirkung spielt innerhalb der Öffentlichkeitsarbeit eine tragende Rolle. Dennoch sind die Untersuchungen auf dem Gebiet noch überschaubar. Insbesondere mangelt es an Ausarbeitungen, die sich nicht als allgemeine Handbücher zur PR-Praxis darstellen, sondern speziell linguistische Fragestellungen in den Mittelpunkt der Beobachtung rücken. Die vorliegende Arbeit begegnet diesem Mangel und bietet eine linguistische Analyse von Pressemitteilungen. Obwohl sie ein zentrales Kommunikationsmittel der PR darstellen, werden sie in der Literatur häufig nur am Rande betrachtet. Problemstellung: Pressemitteilungen stellen ein kommunikatives Bindeglied zwischen Unternehmen und Medien bzw. der Öffentlichkeit dar. Durch sie wird die Unternehmensumwelt über aktuelle Nachrichten informiert. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es bei dieser informatorischen Intention bleibt. Der vorliegenden Arbeit liegt die These zugrunde, dass die Unternehmen gleichzeitig persuasive Absichten verfolgen und Informationen zugunsten der Unternehmen darstellen, was in der Sprache der Mitteilungen zum Ausdruck kommen wird. Daher werden Pressemitteilungen in einem Spannungsfeld zwischen Information und Persuasion vermutet. Gegenstand der Untersuchung sind sieben Pressemitteilungen von erwerbswirtschaftlichen Unternehmen, die auf ihren Internetseiten präsentiert sind. Das Untersuchungsmaterial soll anhand der linguistischen Textanalyse nach Klaus Brinker untersucht werden. Mit dieser Analyseform können die Strukturen und die kommunikative(n) Funktion(en) konkreter Texte aufgezeigt werden. Ziel ist es, nachzuweisen, dass die ausgewählten Pressemitteilungen sowohl eine Informations- als auch eine Persuasionsfunktion aufweisen. Gang der Untersuchung: Zu Beginn der Arbeit wird die Pressemitteilung als Textsorte beleuchtet und ihr kommunikatives Umfeld abgesteckt (Kap. 2). Dabei wird sie in den Unternehmensbereich Public Relations eingeordnet, dessen Rolle ebenfalls spezifiziert wird. Auch die unternehmensexterne Umwelt, an die sich Pressemitteilungen richten, wird in ihren Charakteristika und Funktionen skizziert. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Massenmedien als Vermittlern zwischen den Unternehmen und der Öffentlichkeit zu. Im dritten Kapitel sollen die kommunikativen Handlungen Information und Persuasion, als die Hauptaspekte der zugrunde liegenden Fragestellung, erläutert und auf die Möglichkeiten ihrer Kompatibilität eingegangen werden. Als Orientierung für die Untersuchung der beiden Funktionen dienen die angrenzenden Kommunikationsbereiche der PR, Presse und Werbung, bzw. ihre Textprodukte. Während die sprachlichen Merkmale von Pressetexten dabei als unterstützende Indizien für die Informationsfunktion gewertet werden, dienen werbetypische Sprachwendungen als Hinweis auf eine persuasive Funktion. Diese werden im vierten Kapitel idealtypisch skizziert. Im Folgenden werden die ausgewählten Pressemitteilungen und einzelne Eckdaten der dazugehörigen Unternehmen vorgestellt (Kap. 5). Im sechsten Kapitel wird die These der vorliegenden Arbeit konkretisiert und mittels der Korpusanalyse auf der Basis der linguistischen Textanalyse nach Brinker geprüft. Diese ist in die drei einander bedingenden Teilbereiche Kontextanalyse, Textfunktionsanalyse und Textstrukturanalyse gegliedert. Dabei werden sowohl qualitative als auch quantitative Aussagen zu den sprachlichen Merkmalen der Pressemitteilungen getroffen. Der Fokus der Untersuchung liegt dabei auf der Emittentenseite der Pressemitteilungen, d.h. auf der Intention der jeweiligen Unternehmen. Es soll also gezeigt werden, welche kommunikativen Funktionen die ausgewählten Pressemitteilungen potentiell aufweisen. Die tatsächliche Wirkung bei den Rezipienten kann nur peripher und auf Interpretationen beruhend Beachtung finden. Um den Analyseteil abzuschließen, werden im siebten Kapitel die Schlussfolgerungen zusammengetragen und bewertet. Ein Exkurs im achten Kapitel wird das Ergebnis konkretisieren bzw. relativieren. So wird hier eine Abgrenzung der Öffentlichkeitsarbeit von der Werbung gegeben. Das neunte Kapitel dient der Zusammenfassung der theoretischen und empirischen Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit. Hier soll die These abschließend beurteilt und ein Ausblick über weitere Ansätze zu dieser Thematik gegeben werden.
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