Dass bestimmt nicht "Leonardo da Vinci - der erste Wissenschaftler" (M. White) war, zeigt der Marseiller Physikprofessor Rovelli in seinem hervorragenden Buch über den Beginn des wissenschaftlichen Denkens bei den Vorsokratikern, namentlich bei...
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Dass bestimmt nicht "Leonardo da Vinci - der erste Wissenschaftler" (M. White) war, zeigt der Marseiller Physikprofessor Rovelli in seinem hervorragenden Buch über den Beginn des wissenschaftlichen Denkens bei den Vorsokratikern, namentlich bei Anaximander von Milet. Der in der 1. Hälfte des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts wirkende materialistische Philosoph ging nicht nur den entscheidenden Schritt vom Mythos zum Logos - liess also jegliche göttliche Komponente aussen vor -, sondern hob das Denken seines Lehrers Thales dialektisch auf, band sich an keine Autorität (kein "Ipse dixit") und öffnete damit die für den wissenschaftlichen Fortschritt so wichtige kritische Methode. Der Autor benennt die günstigen gesellschaftlichen Umstände bei den Milesiern für eine solche Entwicklung, zeigt Gefahren theokratischer Epochen z.B. im christlichen Rom oder auch neuere Rückschläge durch das Erstarken evangelikaler Strömungen. Auch wendet er sich eher gegen Auffassungen, die Religion und Wissenschaft für komplementär halten (vgl. Ernst Peter Fischer: "Gott und der Urknall")