Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre trieb viele deutsche Architekten in die Sowjetunion, die mit guter Bezahlung und den Großprojekten des Fünfjahresplans lockte. Bekannte Leute kamen, wie Ernst May und Bruno Taut, und unbekanntere wie die Mitglieder der Bauhaus-Brigade Rot Front, angeführt vom ehemaligen Bauhausdirektor Hannes Meyer. Sie waren Protagonisten des Neuen Bauens, das im Westen häufig als "bolschewistisch" verunglimpft wurde, und hofften, in Russland nach ihren Vorstellungen bauen zu können. Wie erging es ihnen? Was konnten sie planen und bauen? War es eine Reise ohne Wiederkehr? Ursula Muscheler erzählt eine Geschichte von Migration und Flucht, von Überleben und Tod, von Hoffnung und Scheitern Ganz neue Häuser wollten sie beim Bauhaus, fehlte noch der Neue Mensch, der hinein sollte. Der wurde praktischerweise zu jener Zeit in Sowjetrussland hergestellt. Also machte sich zu Beginn der dreißiger Jahre ein Teil der begabtesten unter den jungen deutschen Architekten auf den Weg nach Osten, etwa der Frankfurter Städtebauer Ernst Mey oder der frisch geschasste Bauhausdirektor Hannes Meyer. Vorangegangen waren ihnen Stars wie Le Corbusier und Erich Mendelsohn. Leider nur erklärte Stalin modernes Bauen bald zur kapitalistischen Verirrung - und so verschwanden die idealistischen Architekten in Straflagern, wurden umstandslos erschossen oder kehrten, wenn sie Glück hatten, nach dem Krieg in ganz und gar verändertes deutsches Bauland zurück. Ein vergessenes Stück Architekturgeschichte, das Ursula Muscheler ans Licht befördert. „Mit der Geschichte von Hannes Meyer und den anderen Russlandfahrern erdet Ursula Muscheler überhöhte Vorstellungen vom Bauhaus - abseits der Lichtgestalten Gropius und Mies. "Man denkt immer das Bauhaus wäre so ein Institution abgehoben von der Erde oder vom Fußboden gewesen, für sich allein existierend - und solche Institutionen gibt es eben nicht." Die Stilgeschichte des Bauhauses ist schon seit langem in Stein gehauen. Wie bewegt waren dagegen die Leben seiner Architekten, wie beweglich ihre Ideale. Wer also ein bisschen Interesse am Bauhaus hat und ein bisschen Empathie für die Verlierer der Geschichte mitbringt, für den wird "Das rote Bauhaus" eine tragikomische Lektüre sein. Wer hingegen das Bauhaus als reines Ideal der Moderne verehrt, der kann hier etwas lernen“ (deutschlandfunk.de)
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