„Eduard von Keyserlings Erzählungen sind Erinnerungen an eine untergegangene Welt, an das "weltentrückte, komfortabel erschlaffte" Treiben auf den Landschlössern östlich der Elbe, erklärt Kristina Maidt-Zinke. Das Leben der Aristokratie ist kurz vor dem Ersten Weltkrieg im Leerlauf verharrt, alles zum Stillstand gekommen. Keyserling, während der Niederschrift schon erblindet, lässt diese Welt voll Morbidität und Erschöpfung noch einmal auferstehen, schwärmt Maidt-Zinke. Sie empfiehlt dem Leser, sich "schwelgerisch" den mannigfaltigen Gerüchen, Farben und Sinneseindrücken hinzugeben, die Keyserling heraufbeschwört, der rationale, "kühl sezierende Blick" sei hier fehl am Platze. Nur wer in die Geschichten "hineinhorcht, sie ertastet und einatmet", komme in den Genuss der "subtilen Tönungen", mit denen Keyserling die Weltgeschichte einfließen lässt. Schließlich widerspricht die Rezensentin noch Keyserlings Etikettierung als "baltischer Fontane", die mit seiner jüngsten Wiederentdeckung einhergeht. Keyserling sei "Impressionist" und "Decadent", und sein Stil sei "üppiger, sinnlicher, ausschweifender, parfümierter" als der Fontanes“ (SZ, 10.5.05)
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