In 99 Briefen an einen "lieben Freund" spricht die vielfach ausgezeichnete Wienerin von Alter und Abschied, Leben und Träumen und der Trauer um ihren verstorbenen Gefährten E. Jandl. (Almuth Hochmüller) In den Garten blickend "höre ich die Wipfel der...
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In 99 Briefen an einen "lieben Freund" spricht die vielfach ausgezeichnete Wienerin von Alter und Abschied, Leben und Träumen und der Trauer um ihren verstorbenen Gefährten E. Jandl. (Almuth Hochmüller) In den Garten blickend "höre ich die Wipfel der Bäume rumoren im grünen Sturm ein erregender Anblick". In 99 Briefen, adressiert an einen "lieben Freund" spricht die langjährige Gefährtin des verstorbenen E. Jandl vom Altwerden, vom Wachsen und Träumen, von Hoffnung und Verzicht. Ein Jahr ihres Lebens, vom Mai 2006 bis zum April 2007, gewinnt Gestalt in einem poetischen Ineinander von Erinnerung und Gegenwart. "Gestern gestern im nackten gestern/ habe von ihm geträumt ..." Sich überlagernde, dichte Sätze, tagebuchartig aneinandergefügte Notizen betonen Nähe und Verbundenheit zu dem fernen Partner. Schreiben in einem "Anfall von Euphorie", die "Seele kaum gröszer als eine Träne". Heitere Melancholie verscheucht die Behinderungen des Alters, ein Spaziergang in der Sonne macht "trunken von ununterbrochenem Entzücken". Eindrucksvoll die kühnen, poetischen Bilder, mit denen sie ihre Arbeit umgreift: "Möchte saphirene Texte schreiben tatsächliches Blau". Ein bedeutendes, sehr empfehlenswertes Buch der Wienerin, einer wichtigen Stimme der Gegenwartsliteratur (zuletzt BA 2/06). (Almuth Hochmüller)