Einzelprojekte

MUSIL ONLINE - interdiskursiver Kommentar

"Das Projekt hat ein doppeltes Ziel – einerseits generell eine interdiskursive Kommentarstruktur zu entwickeln und andererseits dieser Struktur entsprechende Modellkommentare zu den Werken Musils zu bieten. Damit erfüllt es nicht nur DAS große Desiderat der gegenwärtigen Musil-Forschung, sondern auch ein brennendes Desiderat der Editionswissenschaft, die im Bereich der Kommentarkonzeption Orientierung sucht. Musils Werk bietet dafür den perfekten Lackmustest. Die Schriften von Robert Musil gelten als eine der wichtigsten literarischen Interpretationen der europäischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der verschiedenen Prozesse ihres Fortschritts, ihrer Krise und ihres Niedergangs. Als Teil des immateriellen Kulturerbes in Österreich und damit auch des kollektiven globalen Gedächtnisses wird Musils Werk auf MUSIL ONLINE offen zugänglich gemacht werden. Dieser Rahmen erfordert einen zusammenhängenden Kommentar, der den vielfältigen Bedeutungsebenen des Werkes Aufmerksamkeit zollt und diese in einen Dialog miteinander bringt, indem er ihre jeweiligen wissenschaftlichen, philosophischen, kulturellen und politischen Hintergründe aufzeigt. Dazu bedarf es einer neuen Form des interdiskursiven Kommentars in einer interaktiven, dynamischen digitalen Umgebung, so dass die zukünftigen BenutzerInnen ihren je individuellen Zugang zu Musil finden können, indem sie die verschiedenen Aspekte der Intertextualität des Werks online nach Belieben ein und ausblenden können. Zunächst werden die vorhandenen Anmerkungen und Kommentare zu Musils verschiedenen Schriften, ihr einschlägiger Beitrag zum Verständnis der Absichten des Autors und seiner Rolle im Kontext seiner Zeit untersucht. Deshalb wird in einem ersten Schritt die textgenetisch- biographisch orientierte Kommentarstruktur der Klagenfurter Ausgabe der Werke Musils (2009) digitalisiert und in die Online-Präsentation eingebettet. Zweitens wird der Charakter eines Kommentars zu Musil von Grund auf neu und unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten einer Online-Präsentation entwickelt werden müssen. Dazu bietet sich das Verfahren der „Konstellationsforschung“ an, wie es Dieter Henrich et al. entwickelt haben, wobei dieses Verfahren den spezifischen Anforderungen eines literarischen Textkorpus und einer so vielschichtigen und komplexen Epoche wie der sog. Musil-Zeit zwischen 1900 und 1940 angepasst werden muss. Zwar gibt es mehrere Projekte, die sich mit der Bereitstellung eines offenen Online-Zugangs zu den Schriften eines Autors befassen, darunter Nietzsche, Wittgenstein, Karl Kraus. Doch keiner von ihnen zielt auf die Einbettung eines kohärenten interdiskursiven Kommentars in die Online-Umgebung ab. Vielmehr bleibt hier die Lücke aufrecht zwischen dem Text im Sinne einer eher traditionellen, wenn auch online zugänglichen Edition und dem Kontext im Sinne von erläuternden Anmerkungen und Kommentaren zur Textedition. Dagegen besteht das explizite Ziel des gegenständlichen Projektes darin, genau diese Lücke zum Nutzen der LeserInnen bzw. Benutzerinnen zu überbrücken. Das Projekt ist daher ein wesentlicher Beitrag zum interaktiven, freien Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, zur Bewahrung und nachhaltigen Fortschreibung des anerkannten immateriellen Kulturerbes in Österreich – und zum globalen kulturellen Gedächtnis der Menschheit."

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

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Institution

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU)
Forschungsinstitut Robert Musil-Institut für Literaturforschung-Kärntner Literaturarchiv
Österreich