Somatoforme Patienten, also Patienten mit körperlichen Beschwerden ohne ausreichenden organischen Befund, gelten oft als "schwierige" Patienten. Da die Befundlage die Beschwerden nicht erklären kann, sind oftmals psychosomatische Erklärungen wahrscheinlich, die von den Patienten allerdings vielfach nicht akzeptiert werden. Die Aufgabe der Therapeuten in den hier untersuchten Kurzzeittherapie-Gesprächen ist es unter anderem, zusammen mit den somatoformen Patienten ein Krankheitsmodell zu entwickeln, das psychosomatische Zusammenhänge und subjektive Vorstellungen integriert. Für die Analysen wurden sechs Gespräche mit vier Patienten und einer Therapeutin, insgesamt 16 Datenausschnitte, ausgewählt. Die Gespräche wurden mithilfe der Konversationsanalyse untersucht. Die qualitativ ausgerichtete Konversationsanalyse lenkt ihren Blick auf die Interaktion der Gesprächsteilnehmer und ihr sprachliches Handeln. Sie begreift die Produktion von Äußerungen als gemeinsam erbrachte Leistung der Interaktionsteilnehmer und betont die sequentielle und ermergente Entwicklung von Gesprächen. Es zeigt sich, dass es in den untersuchten psychotherapeutischen Gesprächen oft zu Aushandlungen über das Krankheitsverständnis kommt, die vielfach nicht gelöst werden können. Die Therapeutin setzt unterschiedliche zielgerichtete Verfahren ein, um die Patienten von einem psychosomatischen Krankheitsmodell zu überzeugen. Sie rekurriert oft auf von den Patienten selbst zuvor bereitgestellte Informationen und versucht, diese als Argument für ihr Modell anzuführen. Auch reformulierende Wiederholungen werden eingesetzt, um psychosomatische Erklärungen im Gespräch zu (re)etablieren. Dennoch gelingt es der Therapeutin in den meisten Fällen nicht, eine explizite Zustimmung von den Patienten zu erhalten. Die Patienten können unterschiedlich auf die therapeutischen Erklärungen reagieren, zum Beispiel indem sie direkt ihre Ablehnung des Modells formulieren. Oft gehen sie auch auf bestimmte Aspekte der Erklärungen ein, mit denen sie sich einverstanden ...
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