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In der Geschichte der Region, die heute die Tschechische Republik ist, spielte über Jahrhunderte neben der tschechischen auch die deutsche Sprache eine relevante Rolle. Durch die Vertreibung eines Großteils der sogenannten ‚Sudetendeutschen‘ nach dem zweiten Weltkrieg, weitere Abwanderung nach Deutschland aufgrund der suppressiven Politik in der darauffolgenden kommunistischen Phase und die weitgehende Assimilation der verbliebenen Deutschen hat die deutsche Sprache in Tschechien bis heute jedoch deutlich an Relevanz verloren. Nichtsdestoweniger gibt es nach wie vor Deutsch-Muttersprachler/-innen in der Tschechischen Republik. Neben Angehörigen der ‚traditionellen‘ deutsch(sprachig)en Minderheit ziehen immer wieder auch Menschen aus deutschsprachigen Ländern in die Tschechische Republik, meist aus beruflichen Gründen. Darüber hinaus gibt es viele Deutschlernende, deren Interesse beispielsweise in der Familienhistorie, Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder der deutschen Kultur und Literatur begründet liegt. So entstehen verschiedene Interessengruppen, für die die deutsche Sprache im Alltag eine größere oder kleinere Relevanz besitzt. Um nähere Erkenntnisse über die gegenwärtige Stellung der deutschen Sprache in der Tschechischen Republik zu gewinnen, wurden im Jahr 2023 leitfadengestützte Interviews mit 23 Auskunftspersonen geführt, in deren Leben Deutsch (zu einem bestimmten Zeitpunkt) eine relevante Rolle spielt(e). Im vorliegenden Beitrag soll es neben gesellschaftlichen und politischen Hintergründen darum gehen, wer diese Menschen sind und was sie über die deutsche Sprache und ihre Zukunft in Tschechien denken.
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