Der "Parzival" Wolframs von Eschenbach, Dostojewskis Roman "Der Idiot" und schließlich Thomas Manns "Zauberberg" – drei herausragende Werke der Weltliteratur, die sowohl unterschiedlichen Epochen als auch Kulturkreisen entspringen und somit auf den ersten Blick nur schwer vergleichbar erscheinen. Und doch begegnet uns in jedem von ihnen ein bestimmter Typus – jener des "Parzival-Helden", des "unsicheren jungen Mannes": Fürst Myschkin, warmherzig-naiver russischer Adeliger und Epileptiker, Hans Castorp, lebensuntüchtiger Bourgeosiespross und schließlich Parzival selbst, zum Kampf talentierter Sozialautist, sie alle eint eine gewisse Verwirrtheit, sich in ihrer jeweiligen Lebenswelt zurechtzufinden. Dies vielleicht umso mehr, als ihre Romane alle in gesellschaftlichen und ökonomischen Umbruchszeiten verfasst wurden und somit als Zeitromane ihrer jeweiligen Epoche gesehen werden können. Zeitromane sind sie in doppeltem Sinne, da das Spiel mit Zeit und Zeitverlorenheit ihnen immanent ist. Begünstigen aber möglicherweise Zeiten schnellen Wandels kulturübergreifend die literarische Verarbeitung a la "Parzival"? Mit dieser Frage und dem Ringen der drei Haupthelden um Selbstbewahrung vor den auf sie einwirkenden Weltdeutungsangeboten beschäftigt sich vorliegende Dissertation. Eine zentrale Rolle wird hier der Befähigung zur Mitleidfähigkeit beigemessen, die alle drei Romane in großem Maße durchzieht.
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