Einzelprojekte

Transzendenz als Steigerungsform und Spannungspol des Abenteuerlichen: Gralsnarrative, Anderweltszenarien und Orienträume in mittelalterlichen Erzähltexten

Beginn der Förderung 01.04.2021
Ende der Förderung

Gegen pauschale Annahmen einer konstitutiven, geradlinig in die säkulare Moderne vorausweisenden Immanenz-Orientierung der mittelalterlichen ritterlichen Aventiure will das Teilprojekt differenzierter die – literaturgeschichtlich mindestens ebenso nachhaltig wirksamen – Transzendenz-Bezüge dieser Erzählform beschreiben. Dabei soll exemplarisch an drei Textgruppen geprüft werden, inwiefern der genuin abenteuerliche Drang zu Steigerung und Überschreitung spezifische Figurationen von Transzendenz hervorruft und inwiefern diese wiederum abenteuerliches Erzählen antreiben. Im Zentrum stehen dabei (1.) die Gralsromane Chrétiens und Wolframs, der 'Lancelot en prose' und seine deutsche Übertragung sowie – in Umrissen – deren wichtigste mittelalterliche Bearbeitungen und zyklischen Fortschreibungen: Indem der Gral sich dem Zugriff ebenso wie dem Begreifen entzieht, kann die Paradoxie des notwendigen Eintritts der Transzendenz in die Immanenz sichtbar werden. Flankierend untersuchen wir (2.) Wirnts von Grafenberg 'Wigalois'-Roman und Heinrichs von dem Türlin 'Diu Crône' als konträr gelagerte Beispiele anderweltlich inszenierter Transzendenz im deutschen Artusroman des 13. Jahrhunderts sowie (3.) die Varianten der Erzählung von 'Herzog Ernst' und Konrad Flecks 'Florisroman' – Texte, in denen mit dem narrativen Eindringen in den unvertraut-anderen Orientraum auf je unterschiedliche Weise der Horizont einer integralen transzendenten Ordnung aufgeschoben wird. Die in der Analyse der mittelalterlichen Texte mitlaufende konzeptuelle Reflexion soll es darüber hinaus ermöglichen, unsere Frage nach charakteristischen Strukturen des Transzendierens in abenteuerlichem Erzählen auch auf moderne und gegenwärtige Spielarten des Abenteuers – insbesondere auf einschlägige Phantasmen des Science-Fiction-Films – zu übertragen.

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

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Institution

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Institut für Deutsche Philologie
Deutschland

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