Einzelprojekte

Kolophone in deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters

Beginn der Förderung 01.07.2021
Ende der Förderung

Das Projekt hat die systematische Erfassung und Erforschung von Kolophonen in den deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters als Ziel. Kolophone, also Schreiberzusätze, die zumeist am Ende von Handschriften respektive der enthaltenen Texte stehen, können verschiedene Informationen zur Entstehung der Handschrift enthalten, v.a. den Namen des Schreibers, Entstehungsort und -zeit der Handschrift. Neben solchen pragmatischen Daten finden sich in Kolophonen häufig auch verschiedene Formen der Kommentierung, etwa zur Person des Schreibers, zur Schreibtätigkeit oder auch zum verschriftlichten Text oder den verwendeten Vorlagen. Mit diesen Kommentaren und Reflexionen stellen Kolophone nicht nur eine spezifische Form des handschriftlichen Paratextes dar, sie sind auch Medien der literarischen Kommentierung und eine der wenigen Quellen, die Rückschlüsse auf das Text- und Selbstverständnis mittelalterlicher Schreiber erlauben. Bislang fehlen in der germanistischen Forschung sowohl eine Dokumentation des Kolophonbestands deutschsprachiger Handschriften als auch Forschungsarbeiten, die sich umfangreich mit dem Aussagewert von Kolophonen für den ma. Schreiber und den vormodernen Schreibbetrieb auseinandersetzen.Im Rahmen des Projekts sollen die Schreiberkolophone eines signifikanten Teilbestands des deutschsprachigen Handschriftenerbes des 12.-15. Jhs. erfasst und ausgewertet werden. Dazu wird eine systematisierte Recherche nach Kolophone enthaltenden Handschriften in den Katalogen zentraler Bibliotheksstandorte erfolgen. Die Transkripte der Kolophontexte sowie die zentralen Metadaten der jeweiligen Handschriften werden nach einem strukturierten Erfassungsschema in einer digitalen Datensammlung zusammengeführt. Weiterhin werden die Datensätze über verschiedene vorkonfigurierte Menüs mit weiteren Informationen und Typisierungen versehen, etwa zu den Inhalten der Kolophontexte und den Texttypen der jeweiligen Handschriften. Die Datensammlung, die im Open Access frei verfügbar und über eine Webanwendung mit spezifisch zugeschnittenen Auswertungsmöglichkeiten auch inhaltlicher Parameter verwendbar sein wird, ermöglicht die Abfrage und statistische Auswertung verschiedenster sowohl quantitativer wie auch qualitativer Parameter. So können auf Grundlage der erfassten Daten z.B. gattungsmäßige Unterschiede bei der Häufigkeit oder der Gestaltung von Kolophontexten ermittelt und entsprechend interpretiert werden. Es können neben synchronen auch diachrone Fragestellungen verfolgt werden, indem z.B. die Entwicklung der relativen Häufigkeit des Kolophonbestands, insgesamt oder in ausgewählten Korpora, ausgewertet wird. Zugleich soll die Datensammlung Grundlage für eine umfassende Analyse des Texttyps Kolophon sein, der in seinen spezifischen Mustern und Konventionen sowie in seinen Genesen und Transformationen erfasst werden soll.

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

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