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FOR 2568: Philologie des Abenteuers

Beginn der Förderung 01.04.2018
Ende der Förderung

Der Begriff Abenteuer bezeichnet einen elementaren Nukleus des Erzählens – ‚elementar‘ sowohl im narrativen als auch im psychologischen Sinn. Unter den Grundbegriffen des Literarischen nimmt er eine Sonderstellung ein, weil er zum einen genuin narrativ, zum anderen (seiner Herkunft nach) in entscheidenden Aspekten mittelalterlich ist. Das so bezeichnete Erzähl-, Wahrnehmungs- und Erfahrungsschema hat sich, allen kritischen Einsprüchen zum Trotz, als extrem anpassungsfähig erwiesen, immer neue Renaissancen erlebt und immer neue Bereiche der Kultur durchdrungen (z. B. Film, Computerspiel, Werbung, Tourismus). In solchen Übertragungen wird der ursprünglich narrative Charakter des Abenteuers häufig nicht mehr mitgedacht. Da dieser Charakter textuell vermittelt ist, bedarf es einer Philologie des Abenteuers, um diesem den ihm gebührenden Platz in der Anthropologie des Erzählens zuzuweisen. Abenteuer sind Bahnungen im Gestrüpp der Kontingenz. Sie verlangen nach einer Reflexion über Zufall und Schicksal, über Wagnis, Risiko und Ereignishorizonte des Erzählens, über Sinnansprüche und Techniken der Sinnbildung. Auf einer phänomenologischen Ebene angesiedelt, vermag der Begriff Abenteuer außerdem Fragestellungen an sich zu ziehen, die die libidinöse Erfahrung des Narrativen betreffen und sich im gängigen Vokabular der strukturalen Erzählanalyse nicht vollständig adressieren lassen. Dagegen verspricht das hier vorgeschlagene Forschungsprogramm Einblicke in die triebhaften Grundlagen des Erzählens und Lesens. Dementsprechend wird die Forschergruppe neben einem historischen, einem erzähltheoretischen und einem fiktionstheoretischen auch einen literaturpsychologischen Schwerpunkt setzen.

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Schlagworte

Institution

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften
Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Deutschland

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